Schutz vor krankmachenden Chemikalien – 73 EU-Kandidat*innen verpflichten sich vor den EU-Wahlen zu einer giftfreien Zukunft

Kurz vor den bevorstehenden EU-Wahlen haben sich 19 führende europäische Umwelt- und Gesundheitsorganisationen, darunter auch wir von WECF, zusammengeschlossen, um die EU-Kandidat*innen aufzufordern, sich für ein giftfreies Europa einzusetzen und damit der öffentlichen Gesundheit und der ökologischen Nachhaltigkeit Priorität einzuräumen. Mit dieser wichtigen Zusage versprechen 73 Kandidat*innen von 23 nationalen Parteien aus 14 Ländern, darunter 16 Listenführer*innen, die allgegenwärtige Bedrohung durch chemische Verschmutzung anzugehen. Die Liste bzw. das Toxic-free Pledge ist offen und kann immer noch unterstützt werden.

Die Belastung mit schädlichen Chemikalien ist auch in der EU eine ständige Bedrohung. Schädliche Chemikalien, einschließlich Pestizide, sind in zunehmendem Maße in unseren Lebensmitteln, im Wasser, in der Luft, im Boden, in Produkten und sogar in unserem Körper enthalten. Die Folgen sind verheerend mit zahlreichen gesundheitlichen Auswirkungen wie z.B. Unfruchtbarkeit, Diabetes, Krebserkrankungen und neurologischen Beeinträchtigungen. Besonders gefährdet sind sensible Gruppen wie Kinder, schwangere Frauen, ältere Menschen und Menschen, die sozial benachteiligt sind.

Die von einer Koalition von Expert*innen verschiedener Nichtregierungsorganisationen aus dem Gesundheits- und Umweltbereich entwickelte  Toxic-Free Pledge (in Englisch), darunter WECF,  skizziert wichtige Maßnahmen für die nächsten fünf Jahre, um die massiven Auswirkungen schädlicher Chemikalien auf Gesundheit und Umwelt entgegenzutreten. Es bleibt noch viel zu tun, um die Ziele der EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit vollständig zu erreichen.

84 Prozent der EU-Bürger*innen halten die EU-Umweltvorschriften für unverzichtbar und 92 Prozent sind der Meinung, dass Unternehmen, die die Schäden verursachen, die Kosten für die Beseitigung der Umweltverschmutzung tragen sollten. Rasches Handeln ist daher von entscheidender Bedeutung ist. Diese Initiative zielt darauf ab, den Gesundheitsschutz zu verbessern, Innovationen voranzutreiben und den Übergang zu sichereren, nachhaltigen Chemikalien zu vollziehen, nicht zuletzt auch, um eine wettbewerbsfähige EU-Industrie zu gewährleisten.

Sollten die Kandidat*innen, die sich für eine giftfreies Europa ausgesprochen haben, gewählt werden, verpflichten sie sich, sich für folgende Punkte einzusetzen:

  • Eine rasche und schützende Reform des EU-Chemikaliengesetzes REACH
  • Eine schrittweise Abschaffung der „Ewigkeitschemikalien“ – per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – PFAS
  • Innovation hin zu sichereren Chemikalien, Materialien und Produkten
  • Zugang der Bürger*innen zu Gerechtigkeit
  • Verursacher*innen werden zur Verantwortung gezogen
  • Transparenz und Rückverfolgbarkeit von Chemikalien
  • Stopp der Ausfuhr von in der EU verbotenen Chemikalien und Pestiziden

Johanna Hausmann, Senior Policy Advisor für Chemikalien und Gesundheit bei WECF Deutschland sagt„Der politische Einsatz für die Beendigung der Belastung durch schädliche Chemikalien ist ein Einsatz für den Schutz von Umwelt und Gesundheit, insbesondere der Gesundheit von besonders sensiblen Gruppen wie Schwangere und Kindern. Wir wissen, dass in ganz Europa Menschen in hohem Maß mit Schadstoffen belastet sind, mit ernsthaften Gefahren für die Gesundheit, und dennoch häufig Industrieinteressen Vorrang gegeben wird. Dies zu ändern ist eine wichtige Aufgabe von Parlamentarier*innen.“

Kontakt WECF

Johanna Hausmann |Koordination der Chemikalienpolitik für WECF | johanna.hausmann@wecf-consultant.org | 0173 8010040

 

Hintergrund

Women Engage for a Common Future (WECF) ist ein ökofeministisches Netzwerk von mehr als 250 Frauen-, Umwelt- und Gesundheitsorganisationen in 70 Ländern, in Deutschland mit Sitz in München www.wecf.org/de. WECF ist Mitglied des European Environments Bureaus, EEB, und unterstützt hier gemeinsame Kampagnen WECF ist auch engagiert in der Initiative „Toxic Free Europe, TFF“. WECF ist in Deutschland auch Mitglied der NGO Gruppierungen Gift-freie Zukunft und Exit-Plastik.

WECF engagiert sich politisch auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene für ein Verbot gesundheits- und umweltgefährdender Stoffe vor allen in ihrer Anwendung in verbraucher*innennahen Produkten und für eine Kennzeichnungspflicht für Inhaltsstoffe. Im Zusammenhang mit PFAS sehen wir eine große Bedrohung auch für künftige Generationen nicht zuletzt wegen ihrer Langlebigkeit dieser Chemikaliengruppe und ihrer hohen Toxizität. Im Rahmen unterschiedlicher Chemiepolitischer Prozesse  wie REACH, der EU Chemikalienstrategie zur Nachhaltigkeit, der „Global Framework on Chemicals“, dem Nachfolgeprozess des internationales Chemi­kalien­managements SAICM, der Basel Stockholm und Rotterdam Konvention, in der Verhandlungen zu einem Globalen Plastik Abkommen etc. machen wir uns für einen besseren Schutz vor giftigen Stoffen in Produkten stark – hier und global, entlang des gesamten Lebenszyklus‘ eines Produktes. Der Genderaspekt mit einer gendergerechten Chemikalienpolitik hat dabei für uns eine besonders wichtige Bedeutung. In unserem Papier „Vorsicht PFAS“ fordern wir mittel- und langfristig ein Verbot dieser Chemikaliengruppe.

Solange sichere Regulierungen fehlen, informieren wir u.a. über unser Nestbau Programm wie sich Verbraucher*innen besser vor schädlichen Chemikalien schützen können.

 

Foto von Beth Jnr auf Unsplash