Endstation Kinder: 55 neue Chemikalien bei Schwangeren und ihren Neugeborenen gefunden

München, 19. März 2021

Wissenschaftler*innen der University of California, San Francisco (UCSF), haben im Rahmen einer Studie das Blut von Schwangeren und ihrer neugeborenen Kinder auf Chemikalien untersucht und dabei 109 Chemikalien nachweisen können – darunter 55 Chemikalien, die bisher in Menschen noch nicht nachgewiesen wurden. Hierzu gehören auch 42 „mysteriöse Chemikalien“, deren Herkunft und Verwendung unbekannt sind.

Die zum Teil erstmals gefundenen Chemikalien stammen wahrscheinlich aus Verbraucherprodukten oder aus industrieller Nutzung und konnten durch die hochauflösende Massenspektrometrie entdeckt werden. Dass die Chemikalien im Blut der Schwangeren und ihrer neugeborenen Kinder gefunden wurden, zeigt, dass die Plazenta keine sichere Schranke darstellt und Schadstoffe von der Mutter direkt zum Kind gelangen können.

„Kinder werden mittlerweile weltweit vorbelastet mit Chemikalien geboren. Das bestätigte schon vor Jahren die Internationale Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe“, so Johanna Hausmann von WECF, Women Engage for a Common Future. „Schadstoffe im Körper, besonders solche, die hormonell wirksam sind, wirken schon in kleinsten Mengen und können bereits pränatal Entwicklungen stören. Daraus können gesundheitliche Probleme entstehen, die sich gleich bei der Geburt oder später im Leben zeigen. Krankmachende Chemikalien müssen dringend verboten werden.“

Die 109 Chemikalien, die die Forscher*innen nun in den Blutproben der schwangeren Frauen und ihrer Neugeborenen nachweisen konnten, finden sich in vielen, ganz unterschiedlichen Produktklassen. So werden 40 der Substanzen als Weichmacher verwendet, 28 werden in Kosmetika eingesetzt, 25 in Konsumgütern, 29 in Pharmazeutika, 23 sind in Pestiziden enthalten und die sieben gefundenen PFAS-Verbindungen werden u.a. in Teppichen und Polstermöbeln eingesetzt. Weitere Anwendungen sind an dieser Stelle nicht auszuschließen.
Bei den 55 Chemikalien, die bisher noch nicht in Humanproben identifiziert werden konnten, handelt es sich um PFAS, Weichmacher, ein Pestizid, zwei in Kosmetika zum Einsatz kommende Verbindungen bzw. um Chemikalien mit einem hohen Produktionsvolumen. Für die weiteren 37 gefundenen Chemikalien stehen wenige bis keine Informationen zur Verfügung.

Die Verwendung bzw. die Quellen dieser Verbindungen konnten von den Wissenschaftler*innen nicht genau identifiziert werden, was Anlass zu großer Besorgnis gibt.
Weichmacher als auch PFAS und viele Pestizide können unter anderem hormonell wirksam (EDCs, Endocrine Disrupting Chemicals) sein. Sie werden mit der Zunahme von Brust- und Prostatakrebs, Fortpflanzungsstörungen, verminderter Spermienzahlen, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Fettleibigkeit, Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und einigem mehr in Zusammenhang gebracht. PFAS gelten darüber hinaus als lebertoxisch.

WECF, Women Engage for a Common Future setzt sich seit Jahren dafür ein, dass Stoffe, die nachweislich oder in Verdacht stehend, die Gesundheit belasten, verboten und durch sichere Alternativen ersetzt werden. “Der Schutz der Gesundheit muss über wirtschaftlichen Interessen stehen. Das gebietet das Vorsorgeprinzip, auf internationaler und auf nationaler Ebene.“

 

Kontakt: Johanna Hausmann, WECF, Chemikalien und Gesundheit, johanna.hausmann@wecf.org, 0173 8010040

Diese Information basiert auf der Original-Pressemitteilung der University of California, San Francisco, PRHE finds evidence of 55 new chemicals in people.

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