Die Geburt eines Meilensteins: EU Kommission legt EU Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit vor

München, 14.10.2020

Eine zügige Umsetzung ist ausschlaggebend für einen besseren Schutz vor schädlichen Chemikalien von Umwelt und Gesundheit

WECF begrüßt die neue EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit, die heute in Brüssel von der EU- Kommission vorgestellt wurde, als wichtigen Schritt zum besseren Schutz von Mensch und Umwelt vor schädlichen Chemikalien. Die Strategie hat das Potential große Mengen giftiger Substanzen, die sich in europäischen Wohnungen, an Arbeitsplätzen und in der Umwelt ansammeln, zu regulieren und zu verbieten.

In Europa sind 100.000 Chemikalien auf dem Markt, von denen ungefähr 70 Prozent gefährlich sind. Die tägliche Exposition gegenüber einer Mischung von giftigen Chemikalien wird in Verbindung gebracht mit der Entstehung und Zunahme von Krebserkrankungen, Diabetes, Unfruchtbarkeit, neurologischen Erkrankungen, Störungen des Hormonsystems und vielem mehr sowie mit dem Verlust von Insekten-, Vogel- und Säugetierpopulationen, Bedrohungen, die heute von der Kommission anerkannt werden. Entscheidend für einen wirklichen Schutz von Mensch und Umwelt, ist jetzt die Umsetzung der gemachten Ankündigungen.

Wir wissen genug, um handeln zu können

„Wir sind täglich und ständig einer Fülle von Chemikalien ausgesetzt, die die Umwelt und damit auch unsere Gesundheit gefährden. Besonders vulnerabel sind schwangere Frauen und Kinder. Die meisten Kinder kommen bereits vorbelastet zur Welt, weil sie bereits im Mutterleib Schadstoffen ausgesetzt sind. Besonders dringlich sind daher die genannten Initiativen zur besseren Kategorisierung und strikten Regulierung bedenklicher Chemikalien wie endokrine Disruptoren und PFAS, die uns in Produkten wie Kosmetik, Spielzeug, Out-Door Bekleidung ständig umgeben. Hier ist jetzt die konsequente und schnelle Umsetzung entscheidend. Wir wissen genug, um handeln zu können, im Zweifel zählt das Vorsorgeprinzip“, so Johanna Hausmann Chemikalienexpertin für WECF.

Die EU-Chemikalienstrategie stellt die größte chemikalienpolitische Initiative auf europäischer Ebene seit 20 Jahren dar und ist eine einmalige Gelegenheit, den europäischen Ansatz im Chemikalienmanagement zu überdenken.  Dies ist dringend nötig, denn das Produktionsvolumen von Chemikalien wird sich weltweit bis 2030 voraussichtlich verdoppeln und gefährliche Chemikalien in immer noch größeren Mengen freisetzen.  Infolge unsicheren Recyclings kommen bereits weltweit verbotene Chemikalien in neuen Produkten zurück. Schließlich werden gefährliche Abfälle und Chemikalien weltweit gehandelt und so Menschenleben und das Ökosystem schwer geschädigt.

Gelder  für die Industrie, Kosten für Mensch und Umwelt

In diesem Zusammenhang wäre eine konsequente Umsetzung Verursacherprinzip (polluter-pays-principle) zwingend notwendig; das sieht die Strategie nicht vor. NGOs befürchten, dass große Mengen öffentlicher Gelder an die Industrie gehen werden, um auf eine sicherere chemische Produktion umzustellen, während es weiterhin keine Steuern auf die Verwendung schädlicher Substanzen oder Gebühren zur Überwachung der Verschmutzung oder zur Reinigung verschmutzter Umgebungen und Trinkwasser geben wird. Die Öffentlichkeit zahlt Milliarden von Euro an Gesundheitskosten, während die chemische Industrie weiterhin große Gewinne abschöpft.

Hier hat die EU als Staatengemeinschaft mit einer starken Chemieindustrie eine große Verantwortung auch im internationalen Bereich, etwa über ihr Engagement in den Chemikalien Konventionen und SAICM, um den Weg für eine giftfreie Umwelt zu ebnen.

Pressemitteilung als PDF

Kontakt: Johanna Hausmann (WECF) | johanna.hausmann@wecf-consultant.org | 0173 8010040

 

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