EDCs: Die Bundesregierung veröffentlicht einen Plan zum Schutz vor hormonwirksamen Stoffen

Am 15. November 2023 veröffentlichte die Bundesregierung einen Fünf-Punkte-Plan zum Schutz vor hormonell schädigenden Stoffen (EDCs), wie im Koalitionsvertrag angekündigt. Das ist ein bedeutender Schritt, um unsere Forderungen nach einem verbesserten Schutz von Gesundheit und Umwelt vor Hormongiften zu erfüllen. Bereits 2021 haben wir zusammen mit HEJ Support und PAN Germany diese Forderungen in einem gemeinsamen Katalog an die Bundesregierung gerichtet.

Nachdem grobe Züge des Plans bereits im Januar bei unserer Online-Veranstaltung zu EDCs vorgestellt wurden, hat die Ausarbeitung auf sich warten lassen. Wir von WECF begrüßen die Veröffentlichung als Schritt in die richtige Richtung. Der offen gehaltene Plan muss nun mit konkreten Zielen, Maßnahmen, Zuständigkeiten und einer Finanzierung weiterentwickelt und umgesetzt werden. Die eher lautlose Veröffentlichung des Plans sehen wir als verpasste Chance, dem Thema öffentliche Aufmerksamkeit zu geben.

Die fünf Punkte des veröffentlichten Plans bieten Möglichkeiten, die Stoffgruppe der EDCs und der von ihr ausgehenden Gefahren zu adressieren:

  1. Regulierung verbessern
  2. Informationen bereitstellen und vermitteln
  3. Förderung gemeinsamen Handelns
  4. Weiterentwicklung des Wissensstandes
  5. Internationale Zusammenarbeit

Was nun passieren muss

Was jetzt noch kommen muss, sind konkrete Schritte zur Umsetzung. Die fünf genannten Punkte und die darunter gefassten Erläuterungen sind eher als grundsätzliche Handlungsempfehlung zu verstehen. Unter Ziel 1 wird auf politische Ansätze in der EU verwiesen, die von der deutschen Regierung grundsätzlich unterstützt werden. Da der Koalitionsvertrag einen nationalen Plan vorsieht, fehlen konkrete Schritte auf der deutschen Ebene.

Welche Schritte dies sein könnten, haben wir gemeinsam mit HEJSupport und PAN Germany in unserem bereits eingangs erwähnten 2021 veröffentlichten Forderungspapier aufgezeigt, das auch von anderen Organisationen unterstützt wurde. Um die Bevölkerung effektiv vor Endokrinen Disruptoren zu schützen, könnte Deutschland mit Verboten vorausgehen und nicht erst auf die Regulierung auf EU-Ebene warten.

Zudem gefährdet der fehlende Finanzierungsmechanismus eine wirklich effiziente Umsetzung des Plans. Die Finanzierung von konkreten Maßnahmen ist nicht gedeckt und nicht im Haushalt verankert. Dies schwächt den an vielen Stellen bis dato eher unkonkreten Plan zusätzlich.

EDCs – Gesundheitsrisiko in Alltagsprodukten

Endokrine Disruptoren (Endocrine Disrupting Chemicals, EDCs) sind Chemikalien, die das Hormonsystem beeinträchtigen, in dem sie Hormone nachahmen, blockieren und/oder anderweitig beeinflussen. Dies hat Auswirkungen auf den Hormonhaushalt und kann auch zu Krankheitsbildern wie Unfruchtbarkeit, Entwicklungsstörungen oder auch diverse Krebsarten führen. Die daraus entstehenden gesellschaftlichen Kosten werden in Europa jährlich auf circa 160 Milliarden beziffert.

EDCs sind in vielen Alltagsprodukten von Spielzeug über Kosmetik bis hin zu mit Pestizidrückständen belasteten Lebensmittel zu finden. Kinder und schwangere Personen sind besonders gefährdet. Die Weltgesundheitsorganisation, WHO, spricht in Zusammenhang mit EDCs von einer globalen Bedrohung.

 

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