RECORDING | Hormonaktive Chemikalien Stoppen!
Wenn Chemikalien krank machen – Gemeinsam für einen besseren Schutz vor EDCs
Diese Woche hatten wir mit unseren Partner*innen PAN Germany und hejSupport die Parlamentarische Staatsekretärin des Bundeministeriums für Umwelt, Naturschutz, Nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz Dr. Bettina Hoffmann zu Gast. Gemeinsam mit Expert*innen aus den Bereichen Toxikologie, Endokrinologie, Politik und der Zivilgesellschaft diskutierten wir mit ihr über die Frage: Wie können wir uns und unsere Umwelt besser vor hormonaktiven Chemikalien schützen? Mehr als 50 Teilnehmende nahmen interessiert die neuesten Zahlen und Forschungsergebnisse auf, die in diesem Online-Talk präsentiert wurden.
Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag die Erarbeitung eines Plans zum Schutz vor hormonaktiven Chemikalien, so genannten Endocrine Disrupting Chemicals (EDCs), festgeschrieben. Dies ist ein wichtiger und dringender Schritt, denn EDCs sind Chemikalien, die das Hormonsystem von Menschen und Tieren stören und dadurch irreversible gesundheitliche Schäden auslösen können.
Stimmen aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft
Dr. Bettina Hoffmann, Parlamentarische Staatsekretärin beim BMUV skizierte in unserem Talk die fünf Punkte des EDC Aktionsplans, der gerade in der Erarbeitung ist. Diese beinhalten:
- Bessere Regulierungen von EDCs
- Aufklärung der Bevölkerung
- Stärkere Zusammenarbeit verschiedener Bereiche zu EDCs
- Mehr Wissen und Forschung
- Regulierung in internationalen Politikprozessen
Zusätzlich warnte sie aber vor zu hohen Erwartungen.
“Es geht mit der Bekämpfung der Umweltverschmutzung durch Schadstoffe darum, der dreifachen planetaren Krise entgegen zu treten. Dafür setzen wir uns bei der fünften Weltchemikalienkonferenz, die diesmal unter deutscher Präsidentschaft ende September diesen Jahres in Bonn stattfindet, ein. Sie sind herzlich eingeladen dabei zu sein.” Dr. Bettina Hoffmann
Dr. Kolossa-Gehring zeigte anhand neuester Forschungsergebnisse, wie stark wir mit EDCs belastet sind und forderte strengere Regulierung – Denn diese führen belegbar dazu, dass Belastungen zurück gehen.
„Wir wissen genug über die Gefahren hormonaktiver Chemikalien, um jetzt zu handeln.“ Dr. Marike Kolossa-Gehring, Umweltbundesamt (UBA)
Prof. Dr. Josef Köhrle, Vorsitzender der EDC Working Group der European Society of Endocrinology (ESE) sprach über die besonderen Risiken von EDCs aus endokrinologischer Sicht.
„Wenige EDCs haben keinen Effekt und viel EDCs haben einen Effekt, so ist das leider nicht, das muss die Politik […] verstehen.“ Prof. Dr. Josef Köhrle
Die NGO Vertreterinnen Johanna Hausmann (WECF), Susanne Smolka (PAN Germany) und Alexandra Caterbow (HejSupport) zeigten auf, welchen Handlungsbedarf wir aus NGO Perspektive zum Schutz vor EDCs sehen und formulieren klare Forderungen für den EDC Aktionsplan.
EDCs – eine globale Bedrohung
EDCs finden sich in Produkten des täglichen Bedarfs, in bestimmten Pestizidprodukten und Lebensmitteln und können über die Haut, die Atmung und die Nahrung in unsere Körper gelangen. EDCs tragen beispielsweise zu hohen Diabetes-, Krebs- und Unfruchtbarkeitsraten bei und fördern Entwicklungsstörungen. Außerdem schädigen sie die Umwelt und beeinträchtigen Wildtierpopulationen. Schwangere, Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdete Gruppen. Die WHO bezeichnet EDCs als „globale Bedrohung“. Die Bundesregierung, ihre Ministerien und Behörden, Parlamentarier*innen, Wissenschaftler*innen, Vertreter*innen des Gesundheitswesens, Industrie, Unternehmen und NGOs sind gefragt, etwas gegen diese Bedrohung zu unternehmen.
Wir von WECF haben gemeinsam mit PAN Germany und HEJSupport bereits 2020 Forderungen für einen nationalen EDC Aktionsplan erarbeitet. Diese haben wir in unserem Talk noch einmal vorgestellt. Wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass der geplante EDC Aktionsplan wirklich zum Schutz vor hormonaktiven Substanzen beiträgt.
„Ich denke die unterschiedlichen Perspektiven zeigten ganz klar, wie dringend die Arbeit zu Endokrinen Disruptoren ist und wie dringend wir das Thema Chemikalien an sich in die Gesellschaft bringen müssen, dass es kein Schattendasein führt zwischen Klimawandel und Verlust der Biodiversität, denn zu beidem trägt es auch mit bei. Man kann die Sachen nicht mehr getrennt sehen, man muss sie zusammen sehen.“ Johanna Hausmann, WECF.
ONLINE-TALK Hormonaktive Chemikalien stoppen
Mit Beiträgen von
- Dr. Bettina Hoffmann | Politischer Blick auf das Problem hormonaktiver Substanzen
- Dr. Marike Kolossa-Gehring | Umweltbundesamt (UBA) | Leitung Fachgebiet Toxikologie | Gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung: Wie stark sind wir durch EDCs belastet?
- Prof. Dr. Josef Köhrle | European Endocrine Society: Besondere Risiken von EDCs aus endokrinologischer Sicht
- WECF, HejSupport und PAN Germany | Einordnung der EDC-Problematik aus NGO-Sicht
Moderation | Johanna Hausmann, WECF
Präsentationen zum Download
- Dr. Marike Kolossa-Gehring: Wie stark sind wir durch EDCs belastet?
- Prof. Dr. Josef Köhrle: Besondere Risiken von EDCs aus endokrinologischer Sicht
- WECF, HejSupport und PAN Germany: Einordnung der EDC-Problematik aus NGO-Sicht, inklusive unserer Forderungen an den EDC Aktionsplan
Weitere Infos
- Webseite zu unseren Forderungen für den EDC Aktionsplan
- Infoseite Schutz vor Hormongiften
- Publikation Geschlechtergerechte Chemikalienpolitik
- Unser EDC Hintergrundpapier
Förderungshinweise
Unsere Arbeit wird gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Die Mittelbereitstellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.
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