“Tackling Toxics”: Studie und Dokumentarfilm zum Thema Gender und Chemikalien in Kenia und Tunesien

Frauen*, insbesondere Müllarbeiterinnen im globalen Süden, sind durch schädliche Chemikalien vor allem aus Plastik stark belastet. Gleichzeitig sind es oft Frauen*, die Lösungen haben, um gefährliche Chemikalien und Abfälle zu vermeiden. In unserer Studie “Tackling Toxics” und dem dazugehörigen Dokumentarfilm zeigen wir Fallbeispiele aus Tunesien und Kenia.

Zum Download der Studie (EN) >>

Genf, 15.Mai 2023 

Giftige Chemikalien sind überall um uns herum, aber sie wirken sich nicht auf alle Menschen auf die gleiche Weise oder im gleichen Ausmaß aus. Sie stecken in Produkten genauso wie in Abfällen, besonders in Kunststoffabfällen. Abfallarbeiterinnen in Kenia zum Beispiel haben große gesundheitlichen Probleme, ausgelöst von ihrer Arbeit und ihrem Leben auf einer der größten Mülldeponien der Welt. Leider wissen wir nicht genau, wie schädlich diese Praktiken sind, weil Daten fehlen. 

Unsere internationale Direktorin Sascha Gabizon sagt dazu:

“Im Rahmen unserer Studie, die wir für das Sekretariat der Basel, Rotterdam und Stockholm Konvention (BRS) durchgeführt haben, habe ich viele Abfallarbeiterinnen getroffen, die u.a. giftigen Dämpfen aus der offenen Verbrennung von Kunststoffabfällen ausgesetzt sind; dabei haben sie mir erzählt, wie schlecht es ihnen gesundheitlich aufgrund der Belastung durch diese Schadstoffe geht. Unsere Aufgabe ist es, die Arbeiterinnen vor giftigen Chemikalien zu schützen und sie beim Übergang zu sichereren und gesünderen Arbeitsplätzen zu unterstützen. Welche Praktiken dabei helfen können und zu einer erfolgreichen Umsetzung führen, zeigt unser Dokumentarfilm und unsere Publikation über Erfahrungen in Kenia und Tunesien.”

Studien in Kenia und Tunesien

Im Auftrag des Sekretariats der Basel, Rotterdam und Stockholm Konvention, die für den Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt vor gefährlichen Chemikalien und Abfällen zuständig ist, haben wir mit den zwei Organisationen Centre for Environment Justice and Development (CEJAD) in Kenia und der Association of Environmental Education for Future Generations (AEEFG) in Tunesien  Scoping-Studien in den jeweiligen Ländern durchgeführt. Dabei ging es uns vor allem darum, folgende drei Schlüsselfragen zu beantworten: 

  • Wie wirken sich gefährliche Chemikalien und Abfälle unterschiedlich auf die Gesundheit von Männern* und Frauen* aus? 
  • Wie wirken sich Beruf und soziale Rollen von Frauen* und Männern*, zu Hause und am Arbeitsplatz, ihrer Exposition gegenüber gefährlichen Chemikalien und Abfällen aus? 
  • Welche bewährten guten Beispiele gibt es unter der Leitung von Frauen* und Männern*, um gefährliche Chemikalien und Abfälle zu ersetzen und zu beseitigen? 

Semia Gharbi, AEEFG:

“Die Verringerung der Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern erfordert einen integrativen Ansatz, um die Entscheidungsfreiheit und die wirtschaftliche Gleichstellung der Frauen* aufzuwerten und zu verbessern. Unsere Projekte in Tunesien haben gezeigt, dass Frauen* sich selbst besser vor der Kontamination durch giftige Chemikalien schützen können, sobald sie sich den Risiken und Kosten bewusst sind. Die Publikation zeigt bewährte Praktiken von Unternehmer*innen und Genossenschaften im ländlichen Raum auf, die auf ökologische Alternativen umstellen, z. B. plastikfreie Alternativen für ihre Produkte, Verbot von Pestiziden und Schaffung von Öko-Gästehäusern für die Entwicklung des Tourismus”.

Griffins Ochieng, CEJAD:

“Kenia hat die Gleichstellung der Geschlechter in seiner Verfassung verankert. Als Zentrum für Umweltgerechtigkeit und Entwicklung arbeiten wir mit der Regierung und Interessengruppen zusammen, um sicherzustellen, dass unsere Politik die Reduzierung schädlicher Chemikalien und Abfällen geschlechtergerecht gestaltet, sowie auch Frauen* in Führungspositionen und somit den Übergang zu einer umweltfreundlicheren und giftfreien Wirtschaft fördert. Wir sind auf dem richtigen Weg! Das zeigt auch die Dokumentation. Es gibt aber auch noch viel zu tun.”

Die Doku zur Studie: Tackling Chemicals  

Unser neuer Dokumentarfilm “Tackling Chemicals” setzt die Erkenntnisse aus unseren Studien filmisch um. In zehn Kapiteln nehmen wir euch mit auf den Weg zur Bekämpfung von Giftstoffen und zeigen euch einige der geschlechtergerechten Lösungen aus Kenia. 

Der Film zeigt die Problematik der Exposition gegenüber giftigen Chemikalien auf. Und er zeigt auch eine Reihe von effektiven Lösungsansätzen und deren Umsetzung. Zu sehen ist, wie eine gelungene Implementierung einer geschlechtergerechten Chemikalien- und Abfallpolitik aussehen kann, sowie auch die positiven Auswirkungen der Förderungen von weiblichen Führungskräften auf die Entwicklung hin zu einer giftfreien und ökologischen Kreislaufwirtschaft. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass alle Menschen in einer Umgebung leben und arbeiten, die frei von giftigen Chemikalien und Diskriminierung ist.  

Der Film und die Publikation wurden am 11. Mai 2023 im Rahmen der COP (Conference of the Parties) der Basel, Rotterdam und Stockholm Konvention auf einem von uns organisierten Side Event den Delegierten vorgestellt. Hier geht es zu unserer abschließenden Analyse der Verhandlungen >>

 

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