Menstruation als politisches Statement

Wusstet ihr, dass die Tampon-Industrie nicht verpflichtet ist, die Inhaltsstoffe eines Tampons aufzulisten? Wäre es so, würde wohl kein Mensch mehr Tampons kaufen. Die Realität ist nämlich, dass Einweg-Menstruationsprodukte bis zu 90 Prozent aus Plastik bestehen. Chemische Zusatzstoffe wie Weichmacher, Duftstoffe, Bleichmittel und Biozide sind nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch für den Körper: Sie können krebserregend sein und allergische Reaktionen hervorrufen. Dazu gehören auch hormonell wirksame Chemikalien (EDCs), die unter anderem eure Menstruation stören und eure Fruchtbarkeit beeinträchtigen können. Zusätzlich tragen Einmal-Menstruationsprodukte erheblich dazu bei, dass unsere Müllberge permanent wachsen.  

Herkömmliche Binden und Tampons belasten aber nicht nur die Umwelt und den Körper, sondern auch unseren Geldbeutel. Es gibt immer noch kein EU-weites Ende der Tampon-Steuer. Für viele Menschen bedeutet der Konsum von Menstruationsartikel eine finanzielle Belastung. Die meisten Menstruierenden können sich gesündere ökologische Alternativen schlichtweg nicht leisten. Dazu fehlt in einigen Ländern außerdem eine gute sanitäre Infrastruktur – besonders an Schulen. Menstruierende Schüler*innen sehen sich oft gezwungen, während ihrer Periode Zuhause zu bleiben, weil an ihren Schulen schlechte hygienischen Bedingungen herrschen, es nicht genügend Privatsphäre gibt oder sie auf Unverständnis für ihre Situation stoßen. Das alles untergräbt die Bildungschancen, die Gesundheit und den allgemeinen sozialen Status von menstruierenden Menschen auf der ganzen Welt.

Was wir tun

Der Umstand, dass die Hälfte der Menschheit regelmäßig aus der Vagina blutet, wird sowohl in der Politik, im Gesundheitssystem als auch in der Lehre bzw. der Bildung auffallend entschieden gemieden und banalisiert. Das ist problematisch, denn der Umgang mit Menstruation ist für Menstruierende ein entscheidender Schlüssel zur uneingeschränkten Teilhabe an der Gesellschaft und dem öffentlichem Leben. Unsere Arbeit ist daher mehrdimensional, um alle Wirkkräfte zu bündeln.

Zum einen zielen wir auf Information und Bildung von Verbraucher*innen. Mit kostenlosem Infomaterial und Events leisten wir Aufklärungsarbeit für Menstruierende und Jugendliche und setzen dabei auf eine ungeschminkte, enttabuisierende Kommunikation. Zweitens bringen wir die Schulung von lokalen verantwortlichen Stellen zu Wasser- und Sanitärssicherheit voran und implementieren Projekte in Osteuropa und dem Balkan für den Ausbau einer sanitären Infrastruktur.

Einen Großteil der Verantwortung sehen wir aber ganz klar bei der Politik. Der Zugang zu gesunden und nachhaltigen Menstruationsprodukten und besonders zu Wasser und sanitären Anlagen muss für alle Menstruierende ohne viel Aufwand garantiert werden. Darum mischen wir als feministische NGO auf politischer Ebene rund um den Schutz vor Schadstoffen mit (z.B. auf der internationalen Weltchemikalienkonferenz) und treiben gemeinsam mit unseren Bündnispartner*innen Regulierungen gegen die Plastikkrise voran (z.B. bei den Verhandlungen um ein globales Plastikabkommen).


Giftfreie Menstruation

Unser Infozine klärt auf.

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