Unser Webinar zu Klima und Gender

Wir erzählen von unserem Webinar im April und gehen der Frage nach, wieso Klimamaßnahmen auch Geschlechtermaßnahmen brauchen.

Gemeinsam mit der Heinrich Böll Stiftung aus Nordamerika und Action for Rural Womens Empowerment (ARUWE) aus Uganda haben wir uns im Rahmen der CAN Europe Mitgliederversammlung dem Zusammenhang zwischen Geschlechter- und Klimagerechtigkeit gestellt. Welche Rolle spielt Gender bereits in den internationalen Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC)? Warum brauchen wir politische Klimamaßnahmen, die die sozialen Geschlechterbeziehungen nicht nur berücksichtigen, sondern auch in Frage stellen? Und was können wir durch die richtigen Finanzmechanismen erreichen?

 

Wenn wir von Gender sprechen, reden wir zunächst von Verantwortlichkeiten und Rollen, die wir verschiedenen Geschlechtern zuschreiben, sowie von Beziehungen zwischen Geschlechtern, die durch unsere Gesellschaften konstruiert werden, und sich trotz sozialer Ungleichheiten und Machtverhältnisse etablieren und verfestigen. Aufgrund dieser sozialen Aufgabenteilung und Repräsentation sowie des Mangels an unterstützenden Rahmenbedingungen sind in vielen Kulturen vor allem weiblich sozialisierte Menschen überproportional von den Ursachen und Auswirkungen der Klimakrise betroffen, und profitieren unterschiedlich stark von Klimamaßnahmen.

In Uganda, wo Wetterextreme wie Überschwemmungen und Dürren bereits deutlich zunehmen und der Klimawandel auch am Wasserstand und sich verändernden Trocken- und Regenzeiten sichtbar wird, sind Frauen* aufgrund ihrer Tätigkeiten in betroffenen Klimasektoren, wie der Landwirtschaft und Tierhaltung, überproportional betroffen. Doch nicht nur der fehlende Zugang zu sauberem Wasser oder zu bezahlbaren und nachhaltigen Energiequellen sorgen für Herausforderungen, sondern auch unbezahlte Sorgearbeit, die zu einem geringeren Einkommen, wenig Teilhabe und schlechten Zugang zu Informationen führt. Auch erschweren rechtliche Rahmenbedingungen im Erb-, Land- und Kreditrecht eine Anpassung oder Vorbeugung gegenüber klimatischen Veränderungen. Gleichzeitig nehmen jedoch viele Frauen* eine Vorbildfunktion ein und sorgen mit ihren lokalen und ökologischen Kenntnissen und Überlebensstrategien für Widerstandsfähigkeit.

Wenn wir Gender also nicht in unseren Klimamaßnahmen berücksichtigen, werden wir sowohl existierende Hierarchien und Ungleichheiten reproduzieren und stärken, als auch Maßnahmen fortführen, die im Kampf gegen den Klimawandel weder effizient noch nachhaltig sind.

Der Zusammenhang von Gender und Klima wurde erstmals 2001, in der 7. Klimarahmenkonvention (COP7), aufgeführt. Obwohl darauf weitere internationale Meilensteine folgten, wie bspw. das Lima Work Programme on Gender, dauerte es 17 Jahre, bis der Gender Action Plan (GAP) auf der COP22 beschlossen wurde, mit zeitlichen Fristen und konkreten Zielvorgaben für Geschlechtergerechtigkeit. Der GAP soll sicherstellen, dass bei der Arbeit der Klimarahmenkonvention die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung von Frauen* respektiert, gefördert und beachtet werden, eine Umsetzung durch Gender Mainstreaming stattfindet, Geschlechterparität und eine gesamtheitliche Klimabetrachtung und Kohärenz in der Politik erreicht wird, Wissen aufgebaut und geteilt wird, und die vereinbarten Ziele und Absichten kontrolliert und reported werden.

Mit dem zweiten Gender Action Plan 2019 wird unter anderem mehr Verantwortung auf die nationale Ebene gebracht. Doch ein Streitpunkt in den Verhandlungen bleibt – trotz oder vor allem weil der Relevanz – das Thema der Finanzierung. Denn auch wenn alle Klimafonds eigene Gender Action Pläne vorweisen, werden diese noch unterschiedlich zufriedenstellend umgesetzt. Intersektionalität rückt noch immer in den Hintergrund und die gegebenen Finanzstrukturen machen es noch nahezu unmöglich, dass genau die Organisationen und Personen Zugang zu Finanzierung haben, die es am dringendsten benötigen. Aber wie können Klimafinanzprogramme so gestaltet werden, dass sie Geschlechtergerechtigkeit in den Fokus nehmen?

Antworten auf diese und viele weitere Fragen wurden anregend während des Webinars mit unseren internationalen Sprecherinnen diskutiert. Mit dabei waren:

  • Agnes Mirembe | Direktorin von Action for Rural Womens Empowerment Uganda
  • Liane Schalatek | Stellvertretende Direktorin der Heinrich Böll Stiftung Nordamerika
  • Anne Barre | Projektkoordinatorin Gender- & Klimapolitik WECF Deutschland
  • Anja Rühlemann | Projektkoordinatorin Energie & Gender WECF Deutschland
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für die inspirierende Auseinandersetzung. Stay engaged!

 

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