Frauen und Nachhaltige Chemikalienpolitik auf dem ISC3 Stakeholder Forum

“Wir arbeiten mit Frauen und Männern in ihrer Vielfalt und versuchen zunehmend, eine intersektionale Sprache zu verwenden, um die Inklusion von Frauen, Männern und nicht-binären Personen und von Menschen mit all ihren Hintergründen, egal ob sie schwarz sind, einen Migrationshintergrund haben, jung sind, indigen sind, etc. zu gewährleisten.” Sascha Gabizon, WECF

In den eher technischen Sektoren wie der Chemieindustrie gibt es immer noch weniger weibliche als männliche Mitarbeiter*innen – vor allem auf höheren Ebenen. Dies liegt zum Teil daran, dass sich viele Frauen nicht dazu durchringen können, in einem Sektor zu arbeiten, den sie als männerdominiert und umweltbelastend ansehen. Daher brauchen wir einen intersektionalen Ansatz für politische Entscheidungen. 

Vom 23. bis 24. November fand das zweite Stakeholder Forum des ISC3 – International Sustainable Chemistry Collaborative Centre – online statt. Als eines der Beiratsmitglieder des ISC3 nahmen wir an mehreren Sitzungen teilgenommen – u.a. an dem Workshop zum Thema “Gender und nachhaltige Chemie: Wie Frauen von nachhaltiger Chemie profitieren und umgekehrt”, in dem unsere Direktorin Sascha Gabizon eine der Sprecher*innen war.

“Es war positiv, dass alle Teilnehmenden verstanden haben, dass es nicht darum geht, eine Chemikalie durch eine andere zu ersetzen, sondern ganze Prozesse und Wertschöpfungsketten zu verändern, mit dem Ziel, sie ungiftig für Mensch und Planet zu machen.”, sagt Sascha.

Denn Chemikalien wirken sich direkt und indirekt auf das tägliche Leben von Frauen aus. Frauen sind global häufig in Branchen beschäftigt, die chemikalienintensiv sind, wie die Textil-, Elektronik – und Kunststoffbranche und befinden sich häufig an Arbeitsplätzen ohne entsprechenden Schutzmaßnahmen. Auch in Pflegeberufe, die mehrheitlich von Frauen ausgeführt werden, und über Reinigungs-, Haushalts- und Kosmetikprodukten sind sie täglich vielen schädlichen Chemikalien ausgesetzt. Frauen reagieren auch aus biologischen Gründen sehr sensibel auf Chemikalien, die das Hormonsystem stören können: so genannte EDCs. Schwangere müssen besonders geschützt werden. Strenge Regulierungen sind deshalb notwendig.

Als Teil unserer Arbeit sehen wir daher die Weitergabe von Wissen an Frauen, die täglich von der Belastung durch Chemikalien betroffen sind, wie z.B. Frauen, die unter schrecklichen Bedingungen als Müllsammlerinnen in sogenannten “Plastikrecycling”-Anlagen arbeiten, oder Frauen, die im handwerklichen Goldsektor tätig sind und ihre Gesundheit und die ihrer Familien durch die Belastung mit Quecksilber bedrohen.

Die Politik hinkt mit gesetzlichen Regulierungen hinterher. Daher stellt sich die große Fragen, wir wir jetzt schon Unternehmer*innen unterstützen können, die ihre Kundi*innen und die Umwelt nicht kontaminieren möchten? Die einfachste Lösung wäre es, wenn alle schädlichen Chemikalien für sie nicht mehr auf dem Markt verfügbar wären, sondern dass sie automatisch nur noch gesunde und nachhaltige chemische Produkte beziehen könnten. Das sollte das Ziel der ‚Nachhaltigen Chemie‘ sein. Aber solange das nicht der Fall ist, müssen wir Unternehmerinnen, die komplett nachhaltig sein wollen, ermutigen und ihren Zugang zu Daten über sicherere nachhaltige chemische Alternativen unterstützen.

Dazu setzen wir uns in unserer Arbeit zu EDCs und auch im Rahmen des SAICM Prozesses ein und arbeiten an einem starken Folgeprozess SAICM Beyond 2020, der Mensch und Umwelt nachhaltig vor giftigen Chemikalien schützt.

Gesamten Bericht als PDF (EN)

 

Weitere Informationen