EUWES: Neues Projekt zum Gender-Energie-Nexus 

Auftaktveranstaltung in Ljubljana für das EU-finanzierte Projekt “Empowering Underrepresented Women in the Energy Sector” (EUWES)

München, 18.Mai 2023

Mit der erfolgreichen Auftaktveranstaltung des Projekts “Empowering Underrepresented Women in the Energy Sector” (EUWES) wurde eine bahnbrechende Initiative zur Bekämpfung der Unterrepräsentation von Frauen* im Energiesektor gestartet. Dieses von der Europäischen Union finanzierte Projekt bringt vier Organisationen zusammen, die sich für Umwelt- und Gendergerechtigkeit einsetzen: DOOR, ESF, Focus und WECF. Das Kick-off-Meeting, das vom 16. bis 17. Mai in Ljubljana stattfand, war ein entscheidender Moment für die Projektpartner*innen, um zusammenzukommen und die Projektziele zu schärfen. 

Es ist allgemein bekannt, dass FLINTA* in Entscheidungspositionen nach wie vor deutlich unterrepräsentiert sind, insbesondere in technischen Bereichen wie dem Energiesektor. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) machen Frauen* trotz eines Anteils von 39 % an der weltweiten Erwerbsbevölkerung nur 16 % der Beschäftigten im traditionellen Energiesektor aus und haben ein Lohngefälle von 20 % (IEA, 2019). Neueste Daten zeigen auch, dass weiblich sozialisierte Personen, obwohl sie mehr Zeit zu Hause verbringen und mehr Energiedienstleistungen in Anspruch nehmen, nur begrenzt an der Entscheidungsfindung im Bereich der häuslichen Energiezufuhr beteiligt und bekanntermaßen stärker von Energiearmut betroffen sind. Die COVID-19-Krise hat diese Ungleichheiten noch verschärft, da weiblich sozialisierte Menschen mehr Arbeitsplatzverluste und Einkommenseinbußen hinnehmen mussten, insbesondere in prekären Sektoren.

In diesem Sinne besteht das Hauptziel dieses Pionierprojekts darin, die geschlechtsspezifischen Unterschiede in Management- und Führungspositionen im gesamten Energiesektor zu beseitigen, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf den Zuliefer*innen liegt. Durch eine umfassende Analyse auf mehreren Ebenen und eine Bestandsaufnahme der nationalen Politiken und Strategien werden wir die Hindernisse, die den Fortschritt von FLINTA* im Energiesektor verhindern, ermitteln und verstehen. Anhand dieser Daten wird das Projekt politische Empfehlungen entwickeln, die auf den jeweiligen nationalen Kontext zugeschnitten sind.

Um die erfolgreiche Umsetzung dieser Empfehlungen zu gewährleisten, wird eine Reihe von Sensibilisierungsmaßnahmen durchgeführt, die sich an Entscheidungsträger*innen, das Management von Energieunternehmen, Hochschuleinrichtungen und Arbeitgeber*innenverbände richten. Durch die Zusammenarbeit mit diesen Akteur*innen soll ein Umfeld geschaffen werden, das die Förderung von Frauen im Energiesektor unterstützt.

Ziele des Projekts sind

  • Die Einrichtung von vier nationalen Unterstützungsgruppen für Frauen im Energiesektor, mit dem Ziel, gegenseitige Unterstützung, Mentoring und Schulungen anzubieten.
  • Aus- und Fortbildung von 200 im Energiesektor beschäftigten Frauen und bis zu 400 Studentinnen aus MINT-Fächern sowie deren Einbindung in Netzwerke.
  • Assessment von Policies im Bereich Wirtschaft, Soziales, Energie, Klima und Gender, Assessment der Stellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt/im Energiesektor sowie anschließende Entwicklung von Policy-Empfehlungen.
  • Förderung politischer Lösungen zur Verbesserung der Gendergerechtigkeit im Energiesektor, im politischen, wirtschaftlichen und akademischen Bereich, sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene. U.a. sollen mindestens 100 wichtige Interessenvertreter*innen und Entscheidungsträger*innen, jeweils im Energiesektor, im Bildungssektor und in der Wirtschaft erreicht werden.

Die an diesem Projekt beteiligten Partner*innen bringen eine Fülle von Fachkenntnissen und Erfahrungen in den Bereichen Gender, Erneuerbare Energien, Umwelt bzw. Nachhaltigkeit, Policy- und Advocacy-Arbeit zusammen. DOOR, Focus, ESF und WECF sind fest entschlossen, eng miteinander und mit Interessensgruppen auf verschiedenen Ebenen zusammenzuarbeiten, um die Ziele des Projekts erfolgreich umsetzen zu können.

 

Anmerkung von WECF: Dieses Projekt konzentriert sich auf die Förderung von Frauen als eine spezifische soziale Gruppe/soziale Kategorie. WECF vertritt eine intersektional- und ökofeministische Perspektive, die auch in diesem Projekt zum Tragen kommen soll. D.h. uns ist nicht nur eine Einbindung von Frauen wichtig, sondern von FLINTA* bzw. vom Patriarchat stark betroffenen Personen. Auch wollen wir hervorheben, dass das Konzept „Empowerment“ und seine Maßnahmen kritisch zu betrachten sind, um eine Verstärkung von bestehenden Ungleichheiten und strukturellen Barrieren zu vermeiden. Empowerment sollte als eine gemeinschaftliche Anstrengung gesehen werden, bei der das Ziel darin besteht, die Perspektive von ausgewählten Zielgruppen zu verstehen, mit ihnen auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten und ihre eigene Kapazität und Autonomie zu stärken, anstatt ihnen Lösungen von außen aufzuerlegen.  

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