Acht Forderungen für eine EU EDC-Strategie

Die europäische NGO Koalition “EDC-free Europe” fordert von der EU-Kommission eine umfangreiche und wirksame Strategie zum Schutz vor Hormongiften

Hier finden Sie das Statement von EDC-free Europe und die Pressemeldung als PDF.

Warum wir besorgt sind 

Nach Aussagen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Endocrine Society erhöht die Exposition gegenüber hormonschädlichen Substanzen (endocrine disruptive chemicals, EDCs) die Wahrscheinlichkeit, ernsthafte und sogar potenziell tödliche Krankheiten und Gesundheitsstörungen zu erleiden. Wissenschaftliche Studien bringen EDCs mit Fortpflanzungs- und Fruchtbarkeitsstörungen, wie etwa drastisch sinkender Spermienzahl, und hormonbedingten Krebserkrankungen, wie zum Beispiel Brust- und Prostatakrebs, in Verbindung. Auch neurologische Beeinträchtigungen wie Autismus und verminderte Intelligenz, sowie Adipositas und Diabetes werden als Folge der Exposition gegenüber EDCs genannt. In der Tierwelt gibt es bei einer Reihe von Wildtierarten Belege für Reproduktions- und Entwicklungsschäden, die mit einer Beeinträchtigung der endokrinen Funktion zusammenhängen, wie z.B. Veränderungen des Immunsystems, des Verhaltens oder Fehlbildungen des Skeletts.

Was wir wollen

Im Jahr 2017 verpflichtete sich die EU-Kommission eine neue integrative und umfassende Strategie im Umgang mit EDCs zu vereinbaren, die auch Regulierungslücken bei Produkten wie z. B. Spielzeug, Kosmetika und Lebensmittelverpackungen schließen sollte. Frühere Versuche, eine bereits vorhandene EU Gemeinschaftsstrategie zu EDCs von 1999 auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und durch Nennung konkreter Maßnahmen zur Bekämpfung des Problems zu aktualisieren, scheiterte 2013 an der intensiven Industrie-Lobby – nachzulesen im Recherchebericht „Toxic Affair“.

Wir fordern EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker dazu auf, noch vor dem Sommer 2018, eine umfassende Strategie zum Umgang mit EDCs zu entwickeln. Dazu gehört ein konkreter Aktionsplan, dessen Ziel ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit, insbesondere für gefährdete Gruppen, und für die Umwelt sein muss. Die konkreten Aktivitäten sollen klare Ziele haben, einen Zeitplan und ein angemessenes Budget für ihre Umsetzung. Dies wäre eine Gelegenheit, den Arbeitsplan und Inhalt der EU Politik wieder mit den Forderungen der Bürgerinnen und Bürger nach einem besseren Schutz der Gesundheit vor EDCs in Einklang zu bringen. 2017 unterstützen in Europa 800.000 Menschen Petitionen für einen besseren Schutz vor EDCs, die von Partnern der EDC-Free Kampagne entwickelt und unterstützt wurden. Die Erste Petition wurde im Juli 2017 mit fast einer halben Million Unterschriften an die Mitgliedstaaten übergeben, die zweite mit über 300.000 Unterschriften im Oktober.

Wichtige Elemente für eine EU EDC Strategie

1. Gesundheit und Vorsorge als Eckpfeiler einer neuen EU EDC Strategie

2. Öffentliches Bewusstsein für EDCs steigern – Einbindung in die EU-Initiative zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung

3. Verbesserung der Regulierung und der Kontrolle des Gebrauchs von EDCs in allen Bereichen

4. Reduzierung der alltäglichen realen Belastung mit EDCs: Ersetzen der Einzelstoffregulierung durch ein Konzept, das alle möglichen Expositionsquellen verschiedener Chemikalien und Chemikaliengruppen mit einbezieht

5. Beschleunigung der Prüfung, des Screenings und der Identifizierung von EDCs

6. Entwicklung hin zu einer umweltschonenden Kreislaufwirtschaft und einer schadstofffreien Umwelt: Konsequente Vermeidung toxischer Inhaltsstoffe wie EDCs

7. Stärkung der europäischen Wirtschaft mit dem Ziel ECS sicher zu substituieren und innovative Lösungen zu fördern

8. Überwachung von Gesundheitseffekten und Umweltauswirkungen einzelner EDCs, von Stoffgruppen und EDC-Gemischen, zur Bestimmung aller Belastungsquellen und der schnellen Initiierung von Minimierungsmaßnahmen