Wie können geschlechtsspezifische Aspekte in die Energiepolitik einbezogen und die Bedürfnisse der Menschen besser berücksichtigt werden?
Eine Zusammenfassung unseres Online-Workshops
Während die Geschlechterperspektive zunehmend in Politikfelder wie Arbeit, Bildung und Gesundheit integriert wird, ist die Schnittstellte zwischen Gender und Energie weitgehend unerforscht.
Die Integration von Genderaspekten in die Energiepolitik ist jedoch notwendig, um…
- Frauen und TINA* als aktive Akteur*innen in der Energieproduktion und im Energieverbrauch anzuerkennen, da der Energiesektor derzeit von Männern dominiert wird.
- Qualifikationsdefizite und Beschäftigungslücken im Energiesystem zu schließen, indem mehr unterschiedliche Menschen in das System einbezogen werden.
- das Verständnis für spezifische Energiebedürfnisse – z.B. in Bezug auf Energiearmut – zu erhöhen, da mehr Frauen und TINA* von dieser speziellen Form der Armut betroffen sind.
Doch wie können wir dies umsetzen und sicherstellen, dass die Geschlechterperspektive systematisch in alle politischen und administrativen Entscheidungen einbezogen wird?
Gender Mainstreaming in der Energiepolitik
Am 20. November 2024 haben wir in Kooperation mit Hanna Ahrenberg vom Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) den Online-Workshop „Gender Mainstreaming in der Energiepolitik“ durchgeführt. Der Workshop bot den Teilnehmer*innen einen geschützten Raum, um ihre Erfahrungen, Wünsche und Ideen für eine geschlechtergerechtere Politik auszutauschen.
Die Trainerinnen von WECF und BEE definierten den Begriff Gender Mainstreaming und gaben einen Überblick über den derzeitigen Status quo der Integration von Gender- und sozialen Aspekten in die Energiepolitik. Die Kernaussage ist, dass keine der deutschen Gesetze diese Aspekte angemessen berücksichtigt, dass aber z.B. das Solarpaket I im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes das Potenzial hat, Bürger*innenenergieprojekte zu stärken und mehr unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen dafür zu mobilisieren.
Nach dem theoretischen Input konzentrierte sich der praktische Teil des Workshops auf verschiedene Gender-Indikatoren, wobei zwischen qualitativen und quantitativen Indikatoren unterschieden wurde, um geschlechtergerechte Programme und Politiken zu fördern. Um die Diskussion zu starten, wurden die Teilnehmenden gebeten, zwei Fragen zu beantworten: 1) Welche Veränderungen und Aktivitäten würden Sie sich wünschen, um die Energiepolitik geschlechtergerechter zu gestalten? 2) Welche Zielgruppen werden in der Energiepolitik noch nicht berücksichtigt, sollten aber berücksichtigt werden?
Positive Beispiele aus Chile und Spanien
Darüber hinaus wurden verschiedene bewährte Praktiken, wie zum Beispiel das chilenische Energieministerium und die Nationale Strategie zur Bekämpfung der Brennstoffarmut in Spanien vorgestellt. In der Nationalen Strategie zur Bekämpfung der Brennstoffarmut wird die Bedeutung der Berücksichtigung der Geschlechterperspektive bei der Bekämpfung der Energiearmut hervorgehoben, indem die Notwendigkeit statistischer Daten zum Verständnis der Energiearmut unter geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten anerkennt und die Bedeutung einer Aufschlüsselung nach Geschlecht für die Analyse der Ungleichheiten innerhalb der Haushalte betont wird.
FLINTA* an den Planungstisch!
Die interaktiven Methoden, die während des Workshops eingesetzt wurden, boten nicht nur Raum, um darüber nachzudenken, welche Zielgruppen in der Energiepolitik noch nicht berücksichtigt werden, sondern auch, um gemeinsam zu überlegen, wie Gender Mainstreaming in der Energiepolitik verbessert werden kann. Zu den Zielgruppen, die die Teilnehmenden gerne in der Energiepolitik berücksichtigt sehen würden, gehörten zum Beispiel junge Menschen, Menschen mit Behinderungen, mehrfach diskriminierte Menschen und BIPOC. Als Möglichkeiten, Gender Mainstreaming in der Energiepolitik zu verbessern, wurden eine stärkere Vertretung von FLINTA* genannt, z. B. durch die Einbeziehung und Beteiligung von FLINTA* am Planungsprozess von Energieinfrastrukturprojekten, die Bereitstellung von Haushaltsmitteln für den geschlechtsspezifischen Kapazitätsaufbau und für politische Entscheidungsträger*innen und eine nach Geschlecht aufgeschlüsselte Datenerhebung sowie die Berücksichtigung der Ansichten und Erfahrungen der am stärksten betroffenen und gefährdeten Menschen.
Der Workshop endete mit wichtigen Empfehlungen für die Entwicklung und Umsetzung einer geschlechtergerechten Energiepolitik.
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Foto von ThisisEngineering