Sprache? Genau statt generisch!

Unsere Sprache hat großen Einfluss auf unser Denken und somit auf unser Handeln. Die Grundlage für faires, gerechtes Handeln ist also faires, gerechtes Sprechen. Ein “Alle sind mitgemeint”, wenn wir von Studenten, Präsidenten oder Kunden sprechen, funktioniert neurologisch nicht. Unser Gehirn kann in der Geschwindigkeit wie es Sprache verarbeitet, nur sinnlich erfahrene Informationen aufnehmen. Wir können aber nicht in den Kopf unseres Gegenübers hineingucken und sehen, was sie*er meint. Alles, was wir wahrnehmen, ist die maskuline Form. Wenn wir also nicht anfangen von Frauen, Intergeschlechtlichen oder Non-Binaries zu sprechen, wird die Welt in unserem Kopf überwiegend aus Männern bestehen – und alle anderen Geschlechter werden nie ihren Weg in Führungsebenen und Entscheidungsgremien finden.

Tatsächlich ist uns als Sprecher*innen der deutschen Sprache oft nicht bewusst, wie diskriminierend und sexistisch diese ist. Das Generische Maskulinum ist die Entwicklung einer Jahrhunderte lang andauernden patriarchalen Gesellschaft, in denen alle anderen Geschlechter unterdrückt wurden und daher kaum Mitspracherecht und Gestaltungsspielraum hatten. Was grammatikalisch korrekt ist, ist nicht ausschließlich Folge natürlicher Sprachentwicklung. Wir schreiben Grammatiken und Wörterbücher und legen in Gremien fest, was korrekt ist und was nicht – und bis in das 21. Jahrhundert hinein war die Sprachwissenschaft den Männern vorbehalten, die diese Regeln festlegten.

Break the rules

Zum Glück ändert sich etwas. Die Gesellschaft wird bunter, unterdrückte Geschlechter emanzipieren sich und zeigen ihr Gesicht. Daher brauchen sie auch ein sprachliches Gesicht: Ein Wort. Diese Entwicklung ist sprachhistorisch gesehen noch sehr jung. Vieles wird ausprobiert und wird sich mit der Zeit bewähren – oder auch nicht. Hier möchten wir jenen eine Stimme geben, die lange keine hatten. Ja, nicht einmal ein Wort für sich.


ALL  GENDER  ARE  BEAUTIFUL


Sprache verstehen

*

Der Asterisk (*) steht für all Gender. D.h. Aktivist*innen bezeichnet sowohl weibliche und männliche Personen, die Aktivismus betreiben, als auch Menschen anderen Geschlechts oder jene, die sich keinem sozialen oder biologischen Geschlecht zuordnen (Intergeschlechtliche Personen, Non-Binaries, Transgenderpersonen, ect.).

gendern mit Doppelpunkt

Der Doppelpunkt (:) wird immer häufiger verwendet, um die deutsche Sprache möglichst geschlechtergerecht zu gestalten. Er ist beliebt, weil er weniger auffällig ist als der Asterisk (*) und dadurch den Lesefluss weniger stört. Das überzeugendste Argument für den Doppelpunkt ist allerdings sein intersektionaler Aspekt: Er wird von vielen Screen-Readern als Pause gelesen und nicht als Satzzeichen wie der Asterisk. Das erleichtert es Menschen mit Sehbehinderung, Texten zu folgen, die gendersensibel geschrieben sind.

Perfekt ist der Doppelpunkt trotzdem nicht, denn seine grafische Darstellung ist nicht ideal. Zwei Punkte sind Ausdruck von Binarität – ein Konzept, das aus feministischer Perspektive im Bezug auf Gender überwunden werden möchte. Der Stern, bzw. Asterisk, ist in seiner Darstellung mit vielen Ärmchen, die in sämtliche Richtungen strahlen, ein passenderer Ausdruck für die Vielfältigkeit geschlechtlicher Identitäten.

Sternchen für alle

Frau* steht für alle Menschen, die sich als Frau bezeichnen (und das gilt natürlich auch für Männer*). Diese Schreibweise ist allerdings nicht ganz unproblematisch, weil sie fälschlicherweise so aufgefasst werden könnte, dass es eine Kategorisierung von “Frau” gäbe – je nach dem ob es sich um eine cis Frau oder eine trans Frau oder eine genderfluide Frau handelt. Dem möchten wir klar entgegenstellen: Auch Transfrauen sind Frauen. Basta.

Wir benutzen den Asterisk aber manchmal, weil er ein sichtbares Symbol für die gesellschaftliche Konstruktion “Geschlecht” ist. Er macht deutlich, dass in dem Begriff  “Frau” mehr steckt, als ein physisches-biologisches Merkmal. Er enthält zugeschriebene Normen an Aussehen, Fähigkeiten, Bedürfnissen und vielem mehr. Doch Menschen sind viel diverser als es unsere Vorstellungen von “Geschlecht” zulassen – das gilt auch für cis Frauen.

FLINTA*

steht für Frauen, Lesben, Inter, Non-Binary, Trans und agender* und ist der Versuch einen Ausdruck für eine Personengruppe zu finden, die nicht cis männlich ist. Neben FLINTA* sind auch die Begriffe FLTI* (Frauen, Lesben, Trans, Inter*) oder FLINT* gebräuchlich. Um Menschen mit zu berücksichtigen, die sich außerhalb einer Hetero-Normativität bewegen, gibt es außerdem den Begriff LGBTQI* (Lesben, Gay, Bisexuell, Trans, Qeer, Inter, *), der auch nicht heterosexuelle cis Männer mit einschließt.

TINA*

steht für Trans, Inter, Non-Binary und Agender* und ist somit als Bezeichnung für Menschen zu verstehen, die nicht cis geschlechtlich sind, bzw. in kein binäres Geschlechtersystem passen. Dieser Begriff ist insofern wichtig, weil Menschen, die keine binäre Geschlechtsidentität haben, anders von geschlechtlicher Diskriminierung betroffen sind als cis Frauen.

cis Frau | cis Mann

Ein cis Mensch ist eine Person, die sich dem ihr bei ihrer Geburt zugeteilten Geschlecht zugehörig fühlt. Die meisten von uns sind cis Menschen. Cis ist als Abgrenzung zu gender-fluiden oder trans-Identitäten zu verstehen.

Weiblich oder männlich gelesene Menschen

Da wir alle in einem binären Geschlechterkonzept erzogen wurden, ist es ganz natürlich, dass wir Personen automatisch männlich oder weiblich kategorisieren. Das Problem dabei ist, dass wir dies anhand äußerlicher Attribute tun, die wir mit dem einen oder anderen Geschlechterkonzept oder biologischen Merkmalen (Geschlechtsteile, Hormone) assoziieren – die betreffende Person sieht das vielleicht aber anders. Menschen, die mit einem Penis geboren wurden, können sich dem weiblichen oder gar keinem sozialen Geschlecht zugeordnet fühlen und umgekehrt.

Wir wollen dazu anregen achtsam mit der Zuschreibung von Geschlechtern umzugehen und lieber von “männlich gelesen” oder “weiblich gelesenen” zu sprechen wenn es um eine bestimmte Person geht, als von “Mann” und “Frau”. Tatsächlich kann keine Person das Geschlecht der anderen wissen, solange die eine es der anderen nicht gesagt hat.

Das X in der gendergerechten Sprache

Das X kommt in der geschlechtergerechten Sprache eine besondere Rolle zu. Intergeschlechtliche Menschen haben beispielsweise die Möglichkeit das X als Geschlechtsangabe in ihren Reisepass einzutragen zu lassen, um nicht zwischen männlich und weiblich entscheiden zu müssen. So bekamen Inter – zumindest in dieser Hinsicht – endlich ihren eigenen Geschlechtsausdruck.

Außerdem wird es in vielen Sprachräumen als Pendant zu (*) verwendet. So ist im englischsprachigen Raum die Schreibweise ‘womxn’ für Trans- und Transgender-Frauen geläufig, während im deutschsprachigen Raum häufig ‘Frauen*’ geschrieben wird. Im Spanischen wird es auch als All-Gender-Ausdruck verwendet, wie beispielsweise in ‘amigx’ oder Plural ‘amigxs’.


FLINTA*

steht für Frauen, Lesben, Inter, Non-Binary, Trans, A-gender* und ist der Versuch einen Ausdruck für eine Personengruppe zu finden, die nicht cis-männlich ist. LGBTQI* steht für Lesben, Gay, Bisexuell, Trans, Qeer, Inter, * und schließt somit auch nicht heterosexuelle Cis-Männer mit ein.

TINA*

steht für Trans, Inter, Non-Binary und Agender* und ist somit als Bezeichnung für Menschen zu verstehen, die nicht cis geschlechtlich sind, bzw. in kein binäres Geschlechtersystem passen. Dieser Begriff ist insofern wichtig, weil Menschen, die keine binäre Geschlechtsidentität haben, anders von geschlechtlicher Diskriminierung betroffen sind als cis Frauen.

BIPoC

steht für Black, Indigenous and People of Color. Im Gegensatz zu weiß, das wir klein und kursiv schreiben, schreiben wir BIPoC groß. Der Begriff ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die Rassismus und Ausgrenzung der weiß dominierten Mehrheitsgesellschaft erfahren. Er ist somit ein emanzipatorischer schriftlicher Ausgleich zu der sonstigen permanenten Privilegierung von weißen und den dazugehörigen rassistischen Strukturen und Benachteiligungen, die BIPoCs alltäglich erfahren.


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