Wird die deutsche Energiewende als geschlechter- und sozialgerecht wahrgenommen?

Die Umgestaltung des nationalen Energiesystems und die Ermöglichung von 100% erneuerbaren Energien in allen Sektoren erfordert nicht nur gesetzgeberische Maßnahmen, sondern auch einen breiteren gesellschaftlichen Wandel, der die aktive Beteiligung der Bürger*innen gewährleistet und ihre Bedürfnisse berücksichtigt. Ein erster wichtiger Schritt besteht darin, die öffentliche Akzeptanz der Energiewende zu erhöhen. Um eine Akzeptanzpolitik zu verfolgen, ist es wichtig, jede*n Bürger*in zu erreichen, unabhängig von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Alter oder Einkommen. Daher müssen nicht nur die technischen Aspekte des Energiesystems verstanden werden, sondern auch die soziokulturelle Dimension. Demnach ist es notwendig zu verstehen, wie das Energiesystem durch soziokulturelle Faktoren wie Geschlecht oder Alter geprägt wird und wie eine höhere Akzeptanz der Energiewende zu einem gerechten Energiesystem beitragen kann.

Dieses Working Paper ist ein Ergebnis des Projekts “Akzept”, das von uns gemeinsam mit Fraunhofer ISI geleitet und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wurde. Ziel des Projekts ist es, die Wahrnehmung der Energiewende durch die Bürger*innen sowie deren nicht-monetäre und monetäre Auswirkungen zu untersuchen. Mit Hilfe eines “Mixed-Methods”-Ansatzes wurden die Wahrnehmungen der Bürger*innen durch Umfragen und einer Reihe von Workshops herausgearbeitet. Das vorliegende Paper ist in das Forschungsprojekt eingebettet und stellt die Ergebnisse der Workshop-Daten vor. Ziel dieses Papers ist es, die Daten aus einem sozial- und geschlechtergerechten Blickwinkel zu analysieren und die folgende Forschungsfrage zu beantworten: “Wie nehmen die Bürger*innen die von der Bundesregierung initiierte Energiewende unter dem Aspekt der sozialen Gerechtigkeit wahr?”

Diese Frage ermöglicht es, die Wahrnehmung der Bürger*innen in Bezug auf die Risiken und Chancen zu ermitteln, die die Energiewende für verschiedene, vor allem marginalisierte gesellschaftliche Gruppen bietet. In diesem Zusammenhang liegt ein besonderer Schwerpunkt auf Frauen* als eine der am stärksten unterrepräsentierten Gruppen und darauf, wie ihre Chancen zur Teilnahme an der Energiewende wahrgenommen werden.