Die Gewinner*innen der „Gender Just Climate Solutions“ Awards 2023

Dienstag, der 5. Dezember, ist ein Tag, auf den wir seit Monaten hingearbeitet haben: Es ist Zeit für die Gender Just Climate Solutions Awards! Nachhaltige und geschlechtergerechte Lösungen für die Klimakrise gibt es bereits. Aus diesem Grund fördern und unterstützen WECF und die Women and Gender Constituency die herausragendsten Graswurzel-Aktionen zum Klimaschutz, bei denen Frauen die Führung übernehmen und durch die die Gleichstellung der Geschlechter gefördert wird.

Bei jeder jährlichen Preisverleihung – die während der COP-Tagungen stattfindet – stellen wir die Siegesprojekte der drei Preiskategorien vor: technische Lösungen, nicht-technische Lösungen und transformatorische Lösungen. Die Preisträger*innen erhalten ein Preisgeld von 5000 Euro und können an einem Mentoring- und Schulungsprogramm teilnehmen, um weitere Kapazitäten aufzubauen und die Ausweitung bewährter Verfahren zu ermöglichen. Darüber hinaus können die Preisträger*innen durch die Aufnahme in unser globales Netzwerk Kontakte zu anderen internationalen Organisationen knüpfen und ihre Botschaft in den Vordergrund des globalen Diskurses über den Klimawandel stellen.

Wir sind stolz, euch die drei diesjährigen Gewinnerprojekte der Gender Just Climate Solutions Awards 2023 präsentieren zu dürfen. Lies weiter und erfahre mehr über die die inspirierenden Projekte aus Bangladesch, Kenia und Pakistan!

 

Bauen für die Sicherheit: Frauen für klimaresiliente Wohnungen in Bangladesch

  • Gewinner*innen: Jo Ashbridge (AzuKo) und Apu Roy (Nirapod Bangladesh Songstha)
  • Kategorie: Technische Lösungen
  • Projekt: Bauen für die Sicherheit: Frauen für klimaresiliente Wohnungen in Bangladesch
  • Land: Bangladesch

In Dinajpur, Bangladesch, unterstützt ein von AzuKo und Nirapod Bangladesh Songstha (auf deutsch: Organisation für ein sicheres Bangladesch) geleitetes Bauausbildungsprogramm verarmte Frauen mit einer umfassenden Strategie. Das Programm trägt dazu bei, die Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft gegenüber klimabedingten Katastrophen zu erhöhen, indem es umweltfreundliches Design und lokal verfügbare Materialien fördert. Darüber hinaus zielt es darauf ab, die Fähigkeiten von Frauen in dem von Männern dominierten Bausektor zu stärken. Diese vielseitige Initiative stellt patriarchale Normen und fortbestehende geschlechtsspezifische Ungleichheiten in Frage, indem sie die demokratische Entscheidungsfindung von Frauen in ihren Gemeinschaften fördert. AzuKo unterstützt auch Frauen-Spargruppen durch zinsgünstige Darlehen und Finanzschulungen.

Über die Gewinner*innen

Jo Ashbridge beschäftigt sich leidenschaftlich mit humanitärer Architektur und nachhaltiger Entwicklung. Ihre Arbeit umfasst den Bau von Einzelzimmerunterkünften in Vietnam, die Erstellung von Richtlinien für Katastrophenschutzunterkünfte, die Verbesserung des Lehmbaus in einkommensschwachen Gemeinden in Bangladesch und die Bewertung von gemeinschaftsgeführter Entwicklung im ländlichen China. Im Jahr 2014 gründete Jo die Architektur-Wohltätigkeitsorganisation AzuKo, um die Wirkung des Co-Designs zu steigern. Sie ist eine Absolventin von Echo++ und der School for Social Entrepreneurs und ehemalige Vorsitzende des Small International Development Charities Network. Jo spricht regelmäßig über Architektur und Design für internationale Entwicklung.

Apu Roy ist Experte für Unterkünfte und hat sich auf kostengünstigen Wohnraum in ländlichen Gebieten spezialisiert. Er setzt sich leidenschaftlich dafür ein, Gemeinschaften beim Aufbau von Widerstandsfähigkeit in einem sich verändernden Klima zu helfen. Er war an einer Reihe viel beachteter Bauprojekte in ganz Bangladesch beteiligt, darunter die preisgekrönte Rishipara Mandir Paathshala-Bambusschule. Apu ist Projektmanager bei Nirapod Bangladesh Songstha (Safe Bangladesh Organisation). Er ist für die Einbindung der Gemeinschaft, die Verwaltung der Baustelle und die Bewertung des Programms zuständig.

Stärkung des Wissens und der Widerstandsfähigkeit indigener Frauen gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels

  • Gewinner*innen: Naiyan Kiplagat (Paran Women Group)
  • Kategorie: Nicht-technische Lösungen
  • Projekt: Stärkung des Wissens und der Widerstandsfähigkeit indigener Frauen gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels
  • Land: Kenia

Die Paran Women Group ist ein einzigartiges Netzwerk von 64 zivilgesellschaftlicher Organisationen indigener Frauen, das über 1.000 Frauen und Mädchen in Klimaschutz- und Klimaanpassungsstrategien eingebunden hat, die darauf abzielen, die Wasser- und Ernährungssicherheit ihrer Gemeinschaften zu verbessern, die Armut zu verringern, die Führungsrolle der Frauen zu stärken und die Umweltpolitik durch sozioökonomische Empowerment-Initiativen, Lobbyarbeit, Kapazitätsaufbau und Schulungsprogramme für indigene Frauen und Jugendliche zu fördern. Sie haben Gemüsegärten angelegt und schaffen alternative Einkommensquellen durch die Herstellung von Bio-Briketts, die Anpflanzung einheimischer Bäume, Perlenstickerei, das Sammeln von Heilkräutern und Bienenzucht. Ihr preisgekröntes Projekt trägt zur Verringerung der Abholzung und der CO2-Emissionen durch Brennholz bei und stärkt die Klimaresilienz in stark betroffenen Gebieten Kenias durch regenerative Landwirtschaft und die Wiederherstellung von lokalem Saatgut und Nutzpflanzen. Es fördert die Geschlechtergerechtigkeit, indem es die Führungsrolle und Entscheidungsgewalt von Frauen in indigenen Gemeinschaften unterstützt.

Über die Gewinnerin

Naiyan Kiplagat ist eine Vorreiterin der feministischen Graswurzelbewegung mit über 20 Jahren Erfahrung in der praktischen Arbeit mit und für indigene Frauen auf lokaler Ebene. Sie setzt sich für Wiederaufforstung, energieeffiziente Kochherde und die Ausbildung anderer indigener Frauen zu “Klimaverteidigerinnen” ein – und somit sowohl für die Anpassung an den Klimawandel als auch für dessen Abschwächung. All ihre Arbeit ist in den lokalen Traditionen und der Ökologie verwurzelt und konzentriert sich auf den Schutz von Frauen und Mädchen als wichtige Hüterinnen der Umwelt. Sie unterstützt die Führungsrolle von Frauen und Mädchen, indem sie Lösungen schafft und ihnen Raum zum Lernen und Wachsen bietet. Außerdem setzt sie sich auf allen Ebenen für die Rolle indigener Frauen in der nachhaltigen Entwicklung ein.

2019 wurde sie von der Women’s World Summit Foundation (WWSF) mit dem Preis für die Kreativität von Frauen im ländlichen Raum für ihre Führungsarbeit ausgezeichnet, die in den Bereichen Menschenrechte, Aufklärung über die Rechte indigener Völker und Umweltschutz, der in ihrem Land wie in vielen anderen ländlichen Gebieten des globalen Südens zu einem wichtigen Thema geworden ist, vielschichtige Auswirkungen hat.

Naiyan hat an der Global School of Leadership der Columbia University einen Kurs in Menschenrechten und Advocacy-Fähigkeiten besucht. Sie ist Mitbegründerin und Leiterin der Paran Women Group und Mitglied der African Indigenous Women Organisation.

Feministisches Konzept für eine gendergerechte Reaktion auf Klimakatastrophen

  • Gewinner*innen: Ayesha Amin (Baithak – Challenging Taboos) und Hira Amjad (DASTAK Foundation)
  • Kategorie: Transformative Lösungen
  • Projekt: Feministisches Konzept für eine gendergerechte Reaktion auf Klimakatastrophen
  • Land: Pakistan

In ihrem Bemühen, mit geschlechtergerechten Ansätzen auf die zunehmend katastrophalen Überschwemmungen in Pakistan zu reagieren, haben Baithak – Challenging Taboos und die DASTAK Foundation ein strategisches und umfassendes Rahmeninstrument entwickelt, das Leitlinien für geschlechtergerechte Reaktionen auf Klimakrisen bietet. Diese Maßnahmen sind so konzipiert, dass sie den geschlechtsspezifischen Bedürfnissen von Frauen und Mädchen in Klimakrisen gerecht werden und ihre Gesundheit, ihr Wohlbefinden und ihre Sicherheit in den Vordergrund stellen. Vor der Erstellung des Rahmenwerks wurde eine umfassende Befragung von Stakeholdern durchgeführt, u.a. von 30.000 menstruierenden Frauen und Mädchen, direkte Konsultationen mit 5.000 von Überschwemmungen betroffenen Personen sowie die Zusammenarbeit mit 40 Basisorganisationen und Expert*innen.

Über die Gewinnerinnen

Ayesha Amin ist eine feministische Klimaaktivistin mit über zehn Jahren Erfahrung in der Arbeit zu den sich überschneidenden Themen Geschlechtergerechtigkeit, Klimawandel, sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte sowie Technologie für die Gleichstellung der Geschlechter. Sie ist die Gründerin von Baithak – Challenging Taboos, einer von Frauen geführten, feministischen Basisorganisation, die sich für Geschlechtergerechtigkeit in Pakistan einsetzt.

Ihr Fachwissen und ihre Leidenschaft liegen in der Entwicklung von Lösungen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen, um die Handlungsfähigkeit von Mädchen und Frauen in lokalen Gemeinschaften zu stärken und sie in die Lage zu versetzen, ihre körperliche Autonomie auszuüben. Ihre Arbeit konzentriert sich auf Gemeinschaften, die am stärksten von den Klimakrisen in Pakistan betroffen sind. Durch ihre Fürsprache, ihren Aktivismus und ihre Forschung hat sie internationale Organisationen, darunter UN-Organisationen, die pakistanische Regierung, Basisorganisationen und den Privatsektor beraten, um ihre Reaktionen auf Klimakrisen geschlechtergerecht zu gestalten.

In Anerkennung ihres Fachwissens und ihrer Advocacy work wurde Ayesha eingeladen, im UN-Hauptquartier während der siebenundsechzigsten Sitzung der Frauenrechtskommission (CSW) zu sprechen. Sie ist Mitglied des UN Women’s 30for2030 Network, Acumen Fellow, Rise Up’s Youth Champion, DKG World Fellow, Rally Social Entrepreneurship Accelerator Fellow, Westerwelle Foundation’s YFP Fellow, ICFP Youth Champion und Specialist Leader für das Community Engagement Exchange Programme. Für ihre Arbeit wurde sie mit mehreren prestigeträchtigen Preisen ausgezeichnet, darunter Auszeichnungen des pakistanischen Präsidenten und des Ministeriums für IT und Telekommunikation.

Hira Amjad ist eine preisgekrönte Feministin und eine Führungspersönlichkeit im Bereich soziale und Klimagerechtigkeit mit Erfahrung in der Entwicklung von Wissensprodukten und Programmen, organisatorischen Veränderungen, der Leitung von Kampagnen und der Organisation von Gemeinschaften. Derzeit ist sie Geschäftsführerin der DASTAK Foundation, Global Advisor – Asia-Pacific bei FRIDA (Global Feminist Fund), Fellow (Asia Programs) beim Global Network of Women Peacebuilders und Regional Grant Advisor bei WomenWin. Sie gründete 2019 die DASTAK Foundation, eine eingetragene, von Frauen und Überlebenden geleitete gemeinnützige Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Frauenrechtsbewegung zu dekolonisieren, soziale Gerechtigkeit zu fördern und die Erfahrungen junger Mädchen und Frauen in den politischen Diskurs einzubringen.

Als visionäre Führungspersönlichkeit ist sie bestrebt, zivilgesellschaftliche Räume für feministischen Aktivismus zu schaffen, Mechanismen zur Verhinderung sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt zu stärken und die Rechte von Mädchen und Frauen auf sexuelle und reproduktive Gesundheit in Notfällen und Konflikten zu fördern. Ihre Arbeit mit jungen Frauen und Mädchen während der Überschwemmungen 2022 im Rahmen der “Dignity Campaign” in Pakistan unterstützte 15.000 Menstruierende und 500 Schwangere. Sie hat ihre Erfahrungen vor Ort genutzt, um für feministische Klimagerechtigkeit einzutreten und an der Integration einer Genderperspektive und von Basiswissen in humanitäre Maßnahmen zu arbeiten. Diese Bemühungen haben unter anderem zur Entwicklung des TABEER-Klima-Bündnisses geführt, das darauf abzielt, Jugendliche und Frauen für den Klimaschutz zu mobilisieren und einzubeziehen. Für ihre Arbeit zur Prävention von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt in Pakistan wurde sie 2021 mit dem Menschenrechtspreis des Geneva Center for Human Rights and Global Dialogue ausgezeichnet.

 

Du bist Journalist*in oder arbeitest für die Medien und interessierst dich für die Projekte?

Für ein Interview mit einer der Gewinner*innen, kontaktiere bitte Gaia Zanaboni, gaia.zanaboni@wecf.org.

Über die Women and Gender Constituency

Die Women and Gender Constituency (WGC) ist eine der neun Stakeholder-Gruppen des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC). Die WGC wurde 2009 gegründet und besteht heute aus 27 zivilgesellschaftlichen Frauen- und Umweltorganisationen, die sich dafür einsetzen, dass die Stimmen der Frauen und ihre Rechte in alle Prozesse und Ergebnisse des UNFCCC-Rahmenwerks für eine nachhaltige und gerechte Zukunft einfließen, damit die Gleichstellung der Geschlechter und die Menschenrechte von Frauen im Mittelpunkt der laufenden Diskussionen stehen.