Geburtstagsfestival in Amsterdam – Wir feiern 30 Jahre ökofeministische Bewegungsbildung
Fotos von Josette Oegema
Seit der Gründung im Jahr 1994 arbeitet WECF an der Stärkung der ökofeministischen Bewegung und steht dabei Schulter an Schulter mit globalen Partner*innen. Aus diesem Anlass haben wir die vielen Aspekte und Ausdrucksformen des Ökofeminismus mit einem ökofeministischen Festival gefeiert!
Ein ganzer Tag voller interaktiver Veranstaltungen, kreativer Workshops, besonderer Gäst*innen, aufregender Ausstellungen, Live-Musik, eingerahmt in einen gemütlichen Markt. Mit Vertreter*innen aus allen WECF-Büros und Veranstaltungen, die sich auf unsere wichtigsten Themenbereiche bezogen – nachhaltige Entwicklung, Klimaschutz und eine giftfreie Zukunft -, war das Festival ein wahrer Spiegel unserer nun 30 Jahre währender Arbeit.
“In diesen konfliktreichen Zeiten ist feministische Solidarität wichtiger denn je, um in einer Welt Frieden zu finden, die sich zwar nach Verbundenheit sehnt, aber sich selbst immer mehr zersplittert.”
Die Moderatorin Naomi Antonius gab den Ton des Tages an, indem sie auf die Notwendigkeit aufmerksam machte, sich heute mehr denn je zu vereinen. Die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes zur Bewältigung der sich überschneidenden Krisen der heutigen Zeit kam in den verschiedenen Sitzungen immer wieder zur Sprache und wurde auch von der Hauptrednerin Jessica den Outer in ihrer Eröffnungsrede aufgegriffen. Jessica den Outer engagiert sich seit 2017 in der internationalen Rights for Nature-Bewegung, ist Autorin des Buches “Rights for Nature” und heute Direktorin der Rights of Nature Foundation mit Sitz in den Niederlanden.
Im Anschluss an ihre motivierende Keynote lud Naomi die anwesenden Feminist*innen, Umwelt- und Klimaaktivist*innen ein, die verschiedenen Wege des Ökofeminismus zu erkunden und eine Antwort auf die Frage zu finden: Was wollen Ökofeministinnen, und was brauchen sie?
Anne-Marie Abaagu, Exekutivdirektorin des Women Environmental Programme (WEP), wurde mit der besonderen Aufgabe betraut, als “Schmetterling” über die Veranstaltung zu fliegen, die verschiedenen Sitzungen zu besuchen und zu reflektieren, was ihr besonders aufgefallen ist.
Erkundung der Aktionen
Zwischen den Sessions florierte der ökofeministische Markt mit Besucher*innen, die dort Live-Latin-Musik und leckere vegane Snacks genossen. Auf dem Markt gab es eine feministische Bibliothek mit Büchern von Jessica Den Outer und Ralien Beckers, einen lustigen Photokasten und eine Fotoausstellung mit Bildern von der Fotografin Annabelle Avril. WECF Frankreich organisierte ein “Eco Feminist Trivia” mit einem riesigen Würfel- und Dosenwurfspiel. Das WECF-Deutschland-Team lud zum Spiel “Watt a Bingo! Electrify Your Mind on Gender and Energy Poverty” ein. Das niederländische WECF-Team organisierte ein Glücksrad, bei dem das Wissen der Besucher*innen über die Europawahlen auf die Probe gestellt wurde. Und schließlich nahm das georgische WECF-Büro seinen Podcast “Can You Hear My Voice” live im Veranstaltungsort auf.
Infoveranstaltungen
Die erste Infoveranstaltung des Tages trug den Namen: “Can You Hear My Voice: Demokratie unter Druck”. Wir untersuchten die verschiedenen Bedrohungen, denen die Zivilgesellschaft, feministische Organisationen, Menschenrechts- und Umweltaktivisten sowie marginalisierte Menschen ausgesetzt sind, und diskutierten darüber, was wir tun können, um Widerstand zu leisten und die ökofeministische Bewegung zu mobilisieren. Ana Muradashvili, Gender-Forscherin und Menschenrechtsaktivistin aus Georgien, Anne-Floor Dekker, Geschäftsführerin der niederländischen Gender-Plattform WO=MEN, und Danielle Hirsh, niederländisches Parlamentsmitglied von GroenLinks/PvdA und ehemalige Direktorin von Both Ends, nahmen an dieser tagespolitischen Diskussion teil, in der regressive Trends in Georgien, den Niederlanden, der EU und weltweit untersucht wurden. Die Podiumsteilnehmerinnen riefen klar zum Widerstand gegen die geschlechterfeindlichen Taktiken rechtsextremer Parteien auf, auch in den Niederlanden, und zur Stärkung der feministischen Solidarität und breiter Bündnisse.
In der zweiten Infoveranstaltung, “The future of climate action”, standen geschlechtergerechte Klimalösungen im Mittelpunkt der Diskussion. Warum ist es so wichtig, dass diese Lösungen feministisch sein müssen? In der Diskussionsrunde sprachen wir mit drei Frauen, die in ihrem Kampf für feministische Klimagerechtigkeit jeweils einen anderen Weg eingeschlagen haben. Ralien Bekkers, Autorin und Leiterin der internationalen Klimaarbeit im niederländischen Finanzministerium, Agnes Schim van der Loeff, politische Beraterin für Klimagerechtigkeit bei ActionAid Niederlande, und Trupti Jain, die Gründungsdirektorin von Naireeta Services in Indien. Trupti forderte alle auf – wie die Bäuer*innen in Indien – “Wartet nicht!”. Sondern trotz aller Widrigkeiten Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen.
Wartet nicht!
Schließlich untersuchten Sascha Gabizon, Geschäftsführer von WECF International, und Margriet Mantingh, Vorsitzende des Pestizid-Aktionsnetzes in den Niederlanden, in der Sitzung “Secret Toxics“, welche Giftstoffe wir an ungewöhnlichen und unerwünschten Orten finden. Überall, wo mensch hinschaut, findet er giftige Chemikalien: in unserer Nahrung, in einem Blumenstrauß, bis hin zum Spielzeug unserer Kinder. Wir erfuhren, dass die Exposition gegenüber diesen Giftstoffen zu irreversiblen Krankheiten führen kann und dass viele dieser Giftstoffe zur Klasse der “Ewigen Chemikalien” gehören, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, sich anreichern und immer gefährlicher werden. Schließlich diskutierten wir darüber, was wir tun können, um zu verhindern, dass wir diesen Giftstoffen überhaupt ausgesetzt werden, z. B. durch den Verzicht auf Plastik und die Unterstützung regionaler biologischer Landwirtschaft, wo immer dies möglich ist.
Kreative Workshops
Neben den Infoveranstaltungen fanden auch mehrere Workshops statt. Sieta van Horck leitete einen wunderschönen Workshop zum Thema “Innerer Aktivismus“, der sich an alle richtete, die der Heilung unserer Welt kraftvoller und effektiver dienen wollen. Die Teilnehmer*innen erhielten praktische Werkzeuge für einen intelligenten Umgang mit Emotionen, lernten, ihre eigene Kraft zu erkennen und zu nutzen, und erkundeten, wie sie die Kraft der Gemeinschaft für einen wirksamen Aktivismus und nachhaltigen Wandel nutzen können.
In der zweiten Sitzung luden die WECF-Kolleginnen die Teilnehmer*innen dazu ein, nachdenklich und kreativ zu werden, indem sie ihre Stimmen zu dem Demonstrationsbanner “Ecofeminists want…” beitrugen, das den ganzen Tag über Gestalt annahm. Und schließlich organisierte Jeike Meijer eine “Ecofeminist Songwriting masterclass”, in der wir erkundeten, wie kreatives Schreiben und Songwriting mit künstlerischen und aktivistischen Botschaften verbinden werden können. Dabei erhielten wir Einblicke von politischen Songwriter*innen und sogar von Beyoncé!
Nach einem inspirierenden Tagesprogramm auf unserem ökofeministischen Festival feierten wir mit unseren engen Freund*innen, Partner*innen und Verbündeten auf einem abendlichen Empfang weiter. Was dort alles so los war, findet ihr hier >>.