Der Kampf gegen Menstruationsarmut in Südafrika

Wie die gemeinnützige Initiative “Indoni Yamanzi” Produkte bereitstellt und das Empowerment von Frauen fördert

von Unathi Notywala, Südafrika | aus dem Englischen von Julika Zimmermann

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In einem südafrikanischen Township aufzuwachsen ist hart, besonders für Mädchen und junge Frauen wie mich. Mein Name ist Unathi Notywala. Ich wurde in der ländlichen Gegend von Qumbu im Ostkap Südafrikas geboren und wuchs in der informellen Siedlung Capricorn in Kapstadt auf. Capricorn ist angeblich die älteste informelle Siedlung im Westkap und etwa 30 Autominuten vom Stadtzentrum Kapstadts entfernt. Die Sicherheit in dieser Siedlung ist ein großes Problem: Die Kriminalitäts- und Gewaltrate ist sehr hoch, es gibt viele aktive Banden und weit verbreiteten Drogenmissbrauch. Besonders die verletzlichsten Mitglieder der Gemeinschaft – Frauen und Kinder – leiden ständig unter der Spirale der Gewalt.

 

Credits_Indoni Yamansi_Südafrika
Foto: Indoni Yamansi

In Südafrika ist die geschlechtsspezifische Gewalt im Allgemeinen notorisch hoch. Die jüngsten Zahlen der Polizei zeigen, dass allein im ersten Quartal 2022 mehr als 10.800 Vergewaltigungsfälle im Land gemeldet wurden. Aber das ist nicht das Einzige, was den Frauen in Südafrika das Leben schwer macht. Weibliche Gesundheit und insbesondere alles, was mit der weiblichen Periode zusammenhängt, ist immer noch ein weit verbreitetes Tabuthema. Eine Studie des Stellenbosch University Hospital hat ergeben, dass 30 Prozent der jungen Mädchen in Südafrika von Menstruationsarmut betroffen sind. Das heißt, sie haben keinen gesicherten Zugang zu grundlegenden Periodenprodukten. Die Folgen sind weitreichend: Der Studie zufolge kann eines von drei südafrikanischen Mädchen zwischen neun und 18 Jahren während ihrer Menstruation mehrere Tage im Monat nicht zur Schule gehen – und gefährdet damit Bildungschancen, die für die Gleichstellung der Geschlechter von immenser Bedeutung sind. Bei einer durchschnittlichen Menstruationsdauer von vier bis fünf Tagen kann locker von einer Bildungslücke von etwa 60 Tagen pro Jahr ausgegangen werden, was die betroffenen Mädchen in einer ohnehin ungleichen Gesellschaft erheblich benachteiligt.

Mein Ziel ist es, einen sicheren Raum für andere Mädchen und junge Frauen in meiner Gemeinde zu schaffen und das Vorbild zu sein, das so viele Mädchen in südafrikanischen Gemeinden brauchen, um ihr Leben zu ändern.

Auch wenn meine Kindheit in Capricorn nicht einfach war, hatte ich großes Glück. Meine Mutter hat zu Hause immer einen sicheren Raum geschaffen, mir die Möglichkeit gegeben, einen Universitätsabschluss zu machen, und mir geholfen, die selbstbewusste Frau zu werden, die ich heute bin. Mein Ziel ist es, einen sicheren Raum für andere Mädchen und junge Frauen in meiner Gemeinde zu schaffen und das Vorbild zu sein, das so viele Mädchen in südafrikanischen Gemeinden brauchen, um ihr Leben zu ändern.

“Indoni Yamanzi” ist ein Begriff in Zulu, der am weitesten verbreiteten Sprache Südafrikas. Er bedeutet “Beere des Wassers” und steht für eine junge Frau mit Respekt, Würde und Stolz.

Meine Vision ist eine Gesellschaft, die sich für das Wohlergehen aller Menschen einsetzt. Dazu gehört auch, dass ich mich für einen gleichberechtigten Zugang zu elementaren Produkten einsetze. Der Zugang zu Menstruationsprodukten und das Recht, die Menstruation ohne Scham und Stigmatisierung zu bewältigen, ist für alle menstruierenden Menschen unerlässlich. Deshalb habe ich zusammen mit meiner Schwester Sive Notywala und unserer deutschen Freundin Hanna Badenhop die gemeinnützige Initiative “Indoni Yamanzi” gegründet.”Indoni Yamanzi” ist ein Begriff in Zulu, der am weitesten verbreiteten Sprache Südafrikas. Er bedeutet “Beere des Wassers” und steht für eine junge Frau mit Respekt, Würde und Stolz.

Fotos: Indoni Yamansi

Im Rahmen von Indoni Yamanzi klären wir Mädchen und junge Frauen in benachteiligten Gemeinden in vierteljährlichen Workshops über ihre Periode und den weiblichen Körper auf. Wir glauben, dass nur durch Information und Aufklärung die weit verbreitete Stigmatisierung abgebaut und ein neues Selbstbewusstsein für die weiblichen Mitglieder der Gemeinschaften entwickelt werden kann. Gleichzeitig verschaffen wir unseren Teilnehmerinnen einen kontinuierlichen Zugang zu Menstruationsprodukten. Die Bereitstellung von Produkten soll verhindern, dass die Mädchen und jungen Frauen während ihrer Periode vom gesellschaftlichen Leben und der Schulbildung ausgeschlossen werden.

Credits_Indoni Yamansi_Südafrika
Foto: Indoni Yamansi

Ich weiß, dass unsere Arbeit mit Indoni Yamanzi gerade erst begonnen hat, und wir sind noch eine sehr kleine Organisation. Ich hoffe jedoch, dass unsere Reichweite und unser Einfluss stetig wachsen werden, damit wir das Aufwachsen in einem südafrikanischen Township etwas weniger hart machen können – für Mädchen und junge Frauen wie mich.

 


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Anmerkung von WECF: Die binären Geschlechtsbezeichnungen haben wir bei der Übersetzung aus dem Originaltext unserer südamerikanischen Freundinnen beibehalten, um als überwiegend weiße, zentraleuropäische Organisation keine neokolonialen Strukturen oder rassistische Mechanismen zu reproduzieren.