Climate Chance Summit ’22

Wir haben beim Climate Chance Summit 2022:“ Der Europäische Green Deal: Lokale Regierungen, Betriebe und Bürger*innen im Herzen des gerechten Übergangs“ teilgenommen. Der Gipfel fand vom 7. bis 8. März 2022 in Nantes in Synergie mit den hochrangigen Treffen der französischen Präsidentschaft des Rates der Europäischen Union (FPEU) statt. Im Zuge des Gipfels präsentierten wir unsere Vorraussetzungen und konkreten Lösungsansätze für einen gendersensiblen Europäischen Green Deal, ebenso wie unsere Empfehlungen für eine nachhaltige und inklusive Energiewende. Wir hatten zudem die Ehre unsere Kollegin Anne Marie Abaagu einzuladen, welche die Position der leitenden Geschäftsführung der WEP (Woman Environmental Programme) Nigeria inne hat. In einer starken Erklärung legte Anne dar, inwiefern sich Europäische Handelsstrategien auf soziale und ökologische Aspekte in Afrika auswirken. 

Das Ziel des Gipfels war es, nicht-regierungs Akteur*innen im Kampf gegen den Klimawandel zu vernetzen und einen Raum für Diskussionen zu schaffen. Örtliche Behörden, Bürger*innen, NGOs, Betriebe und Forschende debattierten gemeinsam mit europäischen Regierungen über konkrete Verbesserungen zum Green Deal und Klimastrategien der EU. Die Auseinandersetzungen führten zu konkreten Lösungsvorschlägen, welche dem Europäischem Parlament und der Europäischen Kommission vorgestellt werden sollen. Im Juli 2021 hatte die Europäische Kommission bereits eine Gesetztesvorlage mit dem Namen „Fit for 55“ angenommen und umgesetzt, welches das Ziel hat, die Treibhausgasemmission der EU bis 2030 um 55% zu senken. 

Zusammen mit dem Europäischen Ausschuss der Regionen haben wir von WECF den Runden Tisch mit dem Namen „Empfehlungen für einen gender-inklusiven Europäischen Green Deal und EU Klimastrategien“ organisiert. Zu Gast waren hierbei Gabriele Köhler, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Forschungsinstitut für soziale Entwicklung der Vereinten Nationen und Vorstandsmitglied bei WECF Germany, sowie Katy Wiese, Strategiebeauftrage für ökonomischen Übergang und Geschlechtergleichheit des Europäischen Umweltbüros. 

Beide präsentierten Empfehlungen und Lösungsvorschläge aus den von WECF veröffentlichten Reports „Why the European Green Deal needs Ecofeminism“ und „A feminist European Green Deal“. 

Kata Tutto, stellvertretende Bürgermeisterin von Budapest, und Donatella Porzi, Mitglied der Legislativversammlung von Umbrien, vervollständigten den Runden Tisch mit aufschlussreichen feministischen Inhalten für das EU Green Deal „Fit for 55“ Paket. Sie alle sind Autorinnen von Berichten und politischen Statements im Kontext von gendersensiblen Klimastrategien.

Die sechs Empfehlungen (siehe Details unten), die sich aus den Diskussionen am Runden Tisch ergeben, werden in das Dokument aufgenommen, das Climate Chance der Europäischen Kommission vorlegen wird, und wird in den kommenden Wochen und Monaten vom Europäischen Ausschuss der Regionen in seinen Interventionen beim Europäisches Parlament verhandelt.

Während dieses Gipfels haben wir auch mehrere transformative Projekte vorgestellt, die von unserem Netzwerk geleitet werden:

  • FAREDEIC – Women of Argan and Rural Committed to Inclusive Economic Development and Climate, das die Rolle von Frauen bei der Energiewende in Marokko dank der Schaffung eines lokalen Solarenergiesektors durch dezentrale Lösungen stärkt.
  • EmpowerMed : Schärft das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Ungleichheiten, die durch Energiearmut verursacht werden, und zielt darauf ab, lokale Maßnahmen in 6 Ländern rund um das Mittelmeer zu stärken, um diese Ungleichheiten zu bekämpfen und eine integrativere und gendersensible Energiewende zu fördern.
  • W4RES – Women for Renewable Energy: Fördert und erhöht die Beteiligung von Frauen im Bereich der erneuerbaren Energien in 8 europäischen Ländern.

Viele Teilnehmende des Gipfels riefen dazu auf, den Top-down-Ansatz der europäischen Politik zu kippen, und forderten die Anerkennung von Territorien und innerhalb dieser Territorien die Anerkennung der Zivilgesellschaft als echte Treiber des ökologischen Wandels.

Der Gipfel bot die Gelegenheit, die Veröffentlichung des neuen globalen Syntheseberichts über lokale Klimaschutzmaßnahmen zu starten.

Die in Nantes anwesenden Regierenden waren sich der internationalen Krise im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine bewusst und zeigten ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine, indem sie eine Erklärung mitunterzeichneten, in der sie die militärische Invasion der russischen Streitkräfte scharf verurteilten und ihre Bereitschaft bekräftigten, Hilfe für Ukrainer*innen vor Ort und im Exil zu mobilisieren. 

Hier sind die Empfehlungen des Runden Tisches „Empfehlungen für einen geschlechtsspezifischen europäischen Green Deal“:

  1. Übergreifende Politik: Zusätzlich zur Analyse der geschlechtsspezifischen Auswirkungen sollte die EU eine obligatorische geschlechtsspezifische Überwachung der wirksamen Umsetzung aller EU-Politiken des Green Deals und der Klimapolitik mit einem intersektionalen Ansatz einrichten (inkl. Sammlung von nach Geschlecht aufgeschlüsselten Daten, oder nach anderen soziale oder  wirtschaftliche Kriterien).
  2. Verbindung zur Kohäsion: Einführung/Förderung von (obligatorischen) Bedingungen für die soziale Gleichstellung und die Gleichstellung der Geschlechter für die Struktur- und Kohäsionsfonds, die EU-GD-Fit-for-55-Politiken und innerhalb der GAP-Subventionen, um eine wirkliche Gleichstellung zu unterstützen.
  3. Energiearmut: Es soll sich auf eine einheitliche und gemeinsame Definition von Energeiearmut geeinigt werden, welche die geschlechtsspezifischen und intersektionellen Dimensionen in die Wohnungssanierungswelle integriert und Maßnahmen fördert, welche die Ursachen von Energie-/Wohnarmut bekämpfen und dafür sorgen, dass die Kosten von thermischen Sanierungen nicht zu höheren Mietpreisen führen Mietpreisen (z. B. Gendersensible Förderprogramme im Rahmen der Sanierungswelle und der Erneuerbare-Energien-Richtlinie).
  4. Anwendung von obligatorischem Gender Budgeting mit intersektionaler Perspektive auf europäischer, nationaler und lokaler Ebene 
  5. Einbeziehung von Strategien zur Erreichung eines ausgewogenen Geschlechterverhältnisses in repräsentativen Gremien (auf europäischer, nationaler und lokaler Ebene).
  6. Direkter Zugang zu EU-Mitteln für lokale Regierungen, die sich der Finanzierung öffentlicher Verkehrsinfrastruktur verschrieben haben, die starke geschlechtsspezifische Maßnahmen integrieren (Verbesserung der Sicherheit, Erschwinglichkeit und Frequenz). Der Klima-und Sozialfonds sollte als Teil der Strukturfonds verwaltet werden, die einer geteilten Mittelverwaltung unterliegen.