Zurück aus Busan – gibt es noch Hoffnung, die Plastikverschmutzung zu beenden, bevor sie uns zerstört?
Sascha Gabizon, internationale Direktorin von WECF, berichtet über ihre Reise nach Busan zum internationalen Plastikabkommen (INC5)
Die Landesregierungen der beteiligten Staaten trafen sich ende November in Busan, Südkorea, zu ihrer fünften – und eigentlich letzten – Verhandlungsrunde, des internationalen Plastikabkommens (INC-5), bei der sie sich auf einen globalen, rechtsverbindlichen Vertrag zur Beendigung der Plastikverschmutzung einigen sollten. Doch diesen bleiben sie der Weltgemeinschaft weiterhin schuldig.
In Busan waren mehr Plastik- und Öl-Lobbyist*innen unterwegs als Delegationen der Mitgliedstaaten. Eine Handvoll öl- und kunststoffproduzierender Länder, angeführt von Saudi-Arabien, Iran, Russland und Indien, waren äußerst lautstark und aggressiv und blockierten Fortschritte in allen Teilen der Verhandlungen.
Als WECF arbeiteten wir mit Partner*innen der Women’s Major Group und IPEN aus Tunesien, Indonesien, Kenia, Kolumbien und anderen Ländern zusammen, um insbesondere weibliche Delegierte der Verhandlungsführer*innen über die Gesundheitsrisiken der Plastikverschmutzung zu informieren. Unser Schwerpunkt liegt dabei auf der Aufklärung über reproduktive Gesundheit und Gleichstellungsrechte, die bereits ab Beginn der Plastikproduktion bedroht sind. Marcos Orellana, UN-Sonderberichterstatter für Giftstoffe und Menschenrechte, sprach mit uns über den Zusammenhang zwischen Plastikverschmutzung und geschlechtsspezifischer Gewalt. Das Reel dazu könnt ihr hier anschauen (EN) >>
Wir organisierten zum zweiten Mal den „Women’s Delegate Lunch“, der den Delegierten aus allen Ländern einen informellen Austausch über die Auswirkungen von Plastik auf die Gesundheit von Frauen ermöglichte. Mit dabei war die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Expert*innen führender medizinischer Universitäten und dem Büro des Hochkommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte. Ein Highlight war allerdings die Rede der 17-jährigen indonesischen Umweltaktivistin Nina über die Dringlichkeit globaler Maßnahmen zur Eindämmung von Plastik.
Wie erwartet, kämpft die fossile Brennstoffindustrie mit aller Macht gegen einen sinnvollen globalen Vertrag. In Busan waren mehr Plastik- und Öl-Lobbyist*innen unterwegs als Delegationen der Mitgliedstaaten. Eine Handvoll öl- und kunststoffproduzierender Länder, angeführt von Saudi-Arabien, Iran, Russland und Indien, waren äußerst lautstark und aggressiv und blockierten Fortschritte in allen Teilen der Verhandlungen.
Die INC-5 endete ohne eine Einigung, aber mit einer viel stärkeren Gruppe von Ländern, die sich selbst als Coalition of the Willing (dt: Koalition der Willigen) bezeichnen. Angeführt wird die Gruppe von mutigen afrikanischen Länden und kleinen Inselstaaten, viele von ihnen mit weiblichen Verhandlungsführerinnen an der Spitze. Diese Koalition ist mittlerweile auf über 100 Länder angewachsen. Leider gelang es der „unwilligen“ Handvoll Ölstaaten, eine Einigung auf der INC-5 zu blockieren. Es wird nun in den kommenden Monaten eine neue Verhandlungsrunde, eine INC-5.2, geben müssen.
Ist das schlecht? Ja und nein, zumindest haben wir keinen nutzlosen Vertrag bekommen und es besteht immer noch ein Funken Hoffnung, dass in der nächsten Rund ein sinnvoller Vertrag verabschiedet wird.
Es ist wichtig, dass wir die kommenden Monate nutzen, um alle Bereiche der Gesellschaft, die Völker der Welt und die Ökofeminist*innen zu mobilisieren. Denn wenn wir die Plastikverschmutzung nicht beenden, wird sie uns vernichten!
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