Kinder und Jugendliche sind stark mit langlebigen Chemikalien belastet

Kinder und Jugendliche zwischen drei und 17 Jahren haben zu viele Schadstoffe im Blut. Das belegt die aktuelle Studie des Umweltbundesamtes (UBA). Wissenschaftler*innen fanden vor allem folgende zwei Chemikalien im Blut der Kinder und Jugendlichen: Perfluoroktansulfonsäure (PFOS) konnte im Blut aller 1.109 Testpersonen nachgewiesen werden und Perfluoroktansäure (PFOA) wurde im Blut von 86 Prozent der Testpersonen gefunden. Beide Schadstoffe gehören zur Stoffgruppe der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, kurz PFAS genannt.

Was sind PFAS?

Hinter dem Kürzel PFAS stecken mehr als 4.700 verschiedene synthetisch hergestellte Chemikalien, denen Mensch und Umwelt täglich ausgesetzt sind. Aufgrund ihrer wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaften werden PFAS in einer Vielzahl von Konsumgütern verwendet von Bratpfannen (Teflonpfannen) und Kosmetika über Lebensmittelverpackungen aus Papier, Textilien für Möbel und Outdoor-Bekleidung bis hin zu Pestiziden und Feuerlöschschäumen.

PFAS stellen eine ernsthafte Gefahr für die menschliche Gesundheit und die Umwelt dar. Sie sind sehr langlebig, reichern sich in der Umwelt und im Körper an und tragen so zur täglichen Gesamtexposition gegenüber Chemikalien bei. PFAS werden nicht nur im Blut von Kindern nachgewiesen, sondern europaweit auch in Muttermilch.

PFAS machen krank

Erhöhte Konzentrationen von PFOS und PFOA, wie sie im Blut der Kinder und Jugendlichen gemessen wurden, können nachweislich negative gesundheitliche Folgen haben. Sie können die Neigung zu Infekten erhöhen, Wirkungen von Impfungen vermindern, den Hormonspiegel reduzieren und den Eintritt der Pubertät verzögern, Cholesterinwerte erhöhen, Schilddrüsenerkrankungen, Leberschädigungen und Nieren- und Hodenkrebs begünstigen und bei Babys zu einem verringerten Geburtsgewicht beitragen.

„Schadstoffe wie die Ewigkeitschemikalie PFAS haben nichts in Verbraucherprodukten und noch weniger in den Körpern von Kindern, Jugendlichen und generell von Menschen zu suchen. WECF setzt sich deshalb seit Jahren politisch dafür ein, dass Schadstoffe verboten werden. Solange dies nicht geschieht, informieren wir über unser Nestbau-Programm wie man sich besser vor Chemikalien schützen kann“ Johanna Hausmann, Senior Policy Advisor Chemikalien und Gesundheit, WECF

Wir fordern daher die Bundesregierung auf, alles zu tun, um die Belastung mit PFOA, PFOS und anderen fluorierten und bedenklichen Substanzen schnellstmöglich zu minimieren.

PFAS – immer und überall

PFAS sind nicht nur toxisch und langlebig, sondern auch mobil. Über die Abluft von Industriebetrieben gelangen sie in die Umwelt, über unsachgemäß entsorgte Abwässer in Gewässer. Auch bei der Nutzung und Entsorgung von PFAS-haltigen Produkten können sie freigesetzt werden. In der Luft können sie sich an Staubpartikel anhaften und sich so über den Globus verteilen. Im Wasser können sie sich mit Meeresströmungen großflächig verteilen und gelangen so in Polargebiete und alpine Seen.

Einige PFAS gelten unter REACH bereits als besonders besorgniserregende Stoffe (sogenannte substances of very high concern, SVHC), da sie sehr langlebig sind, sich in Organismen anreichern und für Menschen schädlich sein können. Für SVHC gelten im Rahmen der REACH-Verordnung besondere Auskunftspflichten für Konsument*innen und es kann eine Zulassungspflicht entstehen, d. h. nur explizit zugelassene Verwendungen dürfen weiter genutzt werden. Auch PFOA wird unter REACH als besonders besorgniserregender Stoff gelistet. PFOA darf ab Juli 2020 nicht mehr in der EU hergestellt werden.

 

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