Gender Just Climate Solutions Awards 2024: Die Preisträgerinnen stehen fest
Bist du besorgt über die Klimakrise und die weltweit steigenden Bedrohungen für Gendergerechtigkeit? Wir auch! Allerdings lassen wir uns von der Tatsache trösten, dass nachhaltige und gendergerechte Lösungen bereits existieren und es Menschen gibt, die an ihnen arbeiten. Aus diesem Grund unterstützten wir von WECF und die Women and Gender Constituency (WGC) herausragende Graswurzelorganisationen, die von Frauen geführt werden und sich für Klimamaßnahmen und Gendergerechtigkeit einsetzen. Jedes Jahr zeichnen wir ihren Einsatz mit den Gender Just Climate Solutions Awards (GJCS) aus.
Und jetzt ist der Zeitpunkt endlich gekommen: Am 20. November 2024 verleihen wir zum 9. Mal unsere Gender Just Climate Solutions Awards bei einer feierlichen Zeremonie. Nach mehreren Monaten voller Leidenschaft und Diskussionen können wir endlich unserer Preisträgerinnen von 2024 bekannt geben.
Unsere Preisträgerinnen sind dieses Jahr aus Brasilien, Mosambik und Tadschikistan und haben nun wirklich schon lange genug darauf gewartet, ihren Preis zu erhalten. Die Preisverleihung fand auch in diesem Jahr wieder auf der Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen statt, der COP29 in Baku, Aserbaidschan.
Über die Awards
Die GJCS Awards sind in drei Kategorien eingeteilt:
- Technische Lösungen
- Nicht-technische Lösungen
- Transformative Lösungen
Als Anerkennung ihres Engagements und um ihre Arbeit zu unterstützen, erhalten die Awardees jeweils 5.000 Euro sowie ein maßgeschneidertes Mentoringprogramm und Fortbildungs-Trainings. Zusätzlich können die Preisträger*innen zur COP29 reisen, um dort an den Klimaverhandlungen teilzunehmen, ihr Netzwerk mit anderen ökofeministischen Organisationen aufzubauen und ein größeres Publikum mit ihrer Arbeit zu erreichen.
Unser Ziel ist es, den Preisträger*innen eine Plattform zu bieten, die es ihnen ermöglicht, zusätzliche Expertise aufzubauen und ihre Methoden zu verbessern – oder mit anderen Worten: ihre Arbeit für mehr Menschen sichtbar zu machen. Indem sie sich unserem globalen, ökofeministischen Netzwerk anschließen, können sie sich mit internationalen Organisationen und politischen Entscheidungsträger*innen verbinden, um ihre Message ganz nach vorne auf die Tagesordnung im globalen Diskurs über den menschengemachten Klimawandel zu bringen.
Unsere 2024 GJCS Preisträgerinnen
Stolz präsentieren wir euch hier die drei diesjährigen gewählten Projekte der Gender Just Climate Solutions Awards 2024:
- Technische Lösungen: Anisa Abibulloeva (Little Earth), Tadschikistan
- Nicht-Technische Lösungen: Isabel Prestes Fonseca (Instituto Zág), Brasilien
- Transformative Lösungen: Francesca Trotman (Love the Oceans), Mosambik
Solarzellen = mehr Unabhängigkeit: Tadschikische Frauen führen den energetischen Wandel an
- Preisträgerin: Anisa Abibulloeva (Little Earth)
- Kategorie: Technische Lösungen
- Projekt: Tadschikische Bergbewohnerinnen führen die solare Transformation an
- Land: Tadschikistan
Little Earth ist eine Umweltorganisation, die in den Bergen lebende Frauen dabei unterstützen will, finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen, widerstandsfähige Gemeinschaften aufzubauen und die Energiewende in Tadschikistan voranzutreiben – und zwar direkt an der Basis.
Im abgelegenen Yagnob-Tal in Tadschikistan wurden 40 Frauen aus elf Dörfern in der Nutzung und Wartung von Solaranlagen und ressourceneffizienten Technologien geschult. Bisher waren die Orte auf Kerosin oder Brennholz angewiesen, was hohen Arbeitsaufwand und große Luftverschmutzung bedeutet. Die Umstellung auf Solarenergie verringert die Umweltzerstörung in empfindlichen Ökosystemen und verbessert die Gesundheit sowie Sicherheit der Gemeinden durch die Beseitigung schädlicher Abgase. Die Initiative fördert die Gendergleichstellung, indem sie die technischen Fähigkeiten der Frauen stärkt, ihre unbezahlte Arbeit erleichtert und sie in die Entscheidungsfindung auf lokaler und nationaler Ebene einbezieht. Hier kannst du dich über die neuesten Entwicklungen des Projektes informieren >>
Über die Preisträgerin
Anisa Abibulloeva wuchs in Dushanbe, der Hauptstadt von Tadschikistan, in einem Umfeld auf, das sehr wenig mit Umweltschutz zu tun hatte. Auch in ihrer Schullaufbahn spielte das Thema keine Rolle. Als sie aber ihr Vorbereitungsjahr an der Universität startet, veränderte sich alles: Sie begann Umweltwissenschaften zu studieren und wurde zu einer Kämpferin gegen den Klimawandel. Ihr Studium in einer ländlichen Region, inmitten von Bergökosystemen, verstärkte ihren Wunsch, Teil der Lösung zu sein. So machte sie ihre ersten Schritte als Umweltaktivistin und gründete 2017 den Club “Green Community” an ihrer Universität. Dieser fokussierte sich auf Recycling und Kampagnen zur Sensibilisierung für die Umwelt. Aus einer Partnerschaft mit dem USAID-Projekt “Read with Me” entstanden drei Kinderbücher, die Umweltthemen in Tadschikistan ansprechen.
Nach ihrem Studium trieb sie ihren Aktivismus mit ihrem Blog und der Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen weiter voran. 2019 schloss sie sich “Little Earth” an, wo sie Initiativen zur Umwelterziehung unterstützt, die darauf abzielen, energieeffiziente Lösungen bei marginalisierten Gruppen zu fördern. Derzeit liegt der Fokus auf der Bildung einer stärkeren Umweltbewegung durch das Engagement der Jugend und die Unterstützung abgelegener Berggemeinden bei der Anpassung an den Klimawandel durch grüne Technologien. Zusätzlich beriet sie UNDP, OSZE und FAO in Bezug auf das Engagement junger Menschen für den Klimaschutz. 2022 gewann sie den Tereshkevich Youth Environmental Award für ihren Beitrag zum Umweltschutz in Zentralasien. Auf der COP28 wurde sie als eine von 100 Jugenddelegierten im Rahmen des ersten internationalen Jugend-Klimadelegiertenprogramms ausgewählt.
Indigene Frauen verteidigen Erde und Klima: Schutz des endemischen Baums Araukarie
- Preisträgerin: Isabel Prestes Fonseca (Instituto Zág)
- Kategorie: Nicht-technische Lösungen
- Projekt: Zág-Frauen verteidigen Erde und Klima
- Land: Brasilien
Das Instituto Zág setzt sich für die Rettung der vom Aussterben bedrohten Araukarienkiefer ((Araucaria angustifolia) ein, die in der Region als Zág bekannt ist, und für die Erhaltung des traditionellen Wissens der Laklãnõ-Xokleng im brasilianischen Atlantik Regenwald. Der Zág-Baum hat für das Volk der Xokleng sowohl einen heiligen als auch einen symbolischen Wert und ist aufgrund der ungeregelten Ausbeutung durch den Menschen vom Aussterben bedroht.
Dieses Projekt fördert die zentrale Rolle indigener Frauen bei der Wiederherstellung traditioneller Praktiken zum Schutz der biologischen Vielfalt, indem es ihnen eine koordinierende Rolle bei der Durchführung von Aufforstungsprogrammen zuweist. Sie konzentrieren sich insbesondere auf die Ausbildung junger Menschen, die Wiedereinführung einheimischer Baumarten, die Beseitigung invasiver Pflanzen und die Förderung der regenerativen Agrarökologie. Das Instituto Zág ist in internationale Netzwerke eingebunden und fördert aktiv die Beteiligung von Frauen an regionalen und globalen Entscheidungsprozessen. Darüber hinaus unterstützen sie die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen durch Kunsthandwerk und biologische Honigproduktion. Folg ihnen auf Instagram und bleibe auf dem Laufenden! @institutozag >>
Über die Preisträgerin
Isabel Prestes Fonseca ist Umweltdirektorin des Zág Instituts. Für sie ist der Araukarienbaum eine Verbindung zu ihren Vorfahren. Isabel wurde an den Ufern des Madeira-Flusses im Amazonas-Regenwald geboren. Schon als Kind wusste sie, dass es ihre Aufgabe sein wird, die Natur und alle ihre Lebewesen zu schützen – gemeinsam mit anderen indigenen Frauen im Atlantischen Regenwald, die die gleiche Mission haben. Isabel glaubt, dass indigene Frauen die Wächterinnen der Weisheit ihrer Vorfahren sind. Da sie im Rhythmus mit der Natur leben und traditionelle Praktiken bewahren, können sie sich der Mission annehmen, den Klimawandel zu bekämpfen.
Ihre Reise begann in dem Dorf Bugio: Dort pflanzte sie die ersten Araukarien-Setzlinge, ein Baum, der ihrem Volk heilig ist und der vom Aussterben bedroht ist. Seitdem ist sie zu einer globalen Führungspersönlichkeit geworden: Sie verteidigt den Atlantischen Regenwald und fördert das Bewusstsein für Biodiversität und indigenes Wissen. Klimagerechtigkeit ist für sie einerseits ein Umweltthema, aber es geht auch andererseits um Gleichberechtigung und Menschenrechte.
Mosambik: Frauen übernehmen die Führungsrolle bei der Rettung der Ozeane
- Preisträgerin: Francesca Trotman (Love the Oceans)
- Kategorie: Transformative Lösungen
- Projekt: Frauen übernehmen die Führungsrolle bei der Rettung der Ozeane
- Land: Mosambik
Die Organisation Love The Oceans setzt sich in der Bucht von Jangamo, Mosambik, für den Schutz der bedrohten Meeresfauna und –flora ein. Dazu nutzen sie einen gemeinschaftsbasierten, ganzheitlichen Ansatz, der Forschung, Bildung und Kampagnen umfasst. Aber auch zusätzlich den Aufbau von Fachkenntnissen für lokale Arbeitsplätze und nachhaltiges Unternehmertum miteinschließt.
Love The Oceans hat viel in die Bildung junger Frauen investiert, indem sie ihr Wissen über Ozeane sowie technischen Fertigkeiten verbessert haben. So haben sie die ersten fünf Schwimmlehrerinnen und Rettungsschwimmerinnen ausgebildet und die ersten Taucherinnen des Bezirks zertifiziert.
Die Kombination von Meeresschutz und Gleichstellung der Geschlechter hat sich insbesondere in den innovativen, von Frauen geführten Muschel-Aquakulturprojekten manifestiert. Hier werden Frauen in der Aquakulturproduktion geschult, was ihnen wirtschaftliche Autonomie und skalierbare Selbstversorgung ermöglicht. Langfristig bewirkt es Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel und den Wandel zwischen den Generationen. Eine wahrhaft transformative Leistung! Hier kannst du mehr darüber erfahren >>
Über die Preisträgerin
Francesca Trotman, die Gründerin von Love The Oceans, wuchs in Großbritannien weit vom Meer entfernt auf, verlor aber schon in jungen Jahren ihr Herz an Haie.
Sie hat einen Master in Science in Meeresbiologie an der University of Southampton abgeschlossen und promoviert jetzt an der University of Newcastle. Ihr Studium der Meeresbiologie und ihre Leidenschaft für Unterwassergeschichten führten sie nach Mosambik, wo sie vom Handel mit Haifischflossen erfuhr – der Ausgangspunkt für alles, was folgen sollte. Um mehr über den Handel herauszufinden, initiierte sie ein Forschungsprojekt, um Daten über die Fischerei zu sammeln. Die Daten für ihre Masterarbeit zeigten, dass die Industrie in hohem Maße schädlich ist. Um die Ergebnisse statistisch signifikant zu machen und eine wissenschaftliche Basis zu bekommen, gründete sie Love The Oceans. Gemeinsam mit der Meeresbiologin Yudmila Chunguane treibt sie die Vision von Love The Ocean voran.
Du bist Journalist*in oder arbeitest für die Medien und interessierst dich für die Projekte? Für ein Interview mit einer der Gewinner*innen, kontaktiere bitte Mayra Salazar Volkmann: mayra.salazarvolkmann@wecf.org
Über die Women and Gender Constituency
Die Women and Gender Constituency (WGC) ist eine der neun Stakeholder-Gruppen des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC). Die WGC wurde 2009 gegründet und besteht heute aus 27 zivilgesellschaftlichen Frauen- und Umweltorganisationen, die sich dafür einsetzen, dass die Stimmen der Frauen und ihre Rechte in alle Prozesse und Ergebnisse des UNFCCC-Rahmenwerks für eine nachhaltige und gerechte Zukunft einfließen, damit die Gleichstellung der Geschlechter und die Menschenrechte von Frauen im Mittelpunkt der laufenden Diskussionen stehen.