Der Count Down zum Ende der Menschheit? – Buchvorstellung Dr. Shanna Swan

Unsere moderne Welt birgt nicht nur mehr Fortschritt und Komfort, sondern so einige Risiken für die Umwelt und die Gesundheit ihrer Bewohnenden. Dieser Umstand wird unterstrichen vom neuen Buch „Count down – Was uns immer unfruchtbarer macht“, geschrieben von einer der führenden Umwelt- und Reproduktionsepidemiologinnen Dr. Shanna Swan. In dem Buch geht Dr. Swan auf die Vielzahl an gefährlichen und hormonell wirksamen Chemikalien ein, welche die Spermienqualität bedrohen, die reproduktive Entwicklung verändern und damit die Zukunft der Menschheit gefährden. 

Enthüllungen aus „Count Down“ geben einen Eindruck von erschreckenden Trends:

  • Die weltweite Fruchtbarkeit ist in den letzten 50 Jahren um mehr als 50 % zurückgegangen.
  • Ein Mann produziert heute nur noch halb so viele Spermien wie sein Großvater.
  • In einigen Teilen der Welt ist eine Frau heute im Alter von 20 Jahren weniger fruchtbar als ihre Großmutter mit 35 Jahren.
  • Wenn ein Mann oder eine schwangere Frau problematischen Chemikalien und Einflüssen des Lebensstils ausgesetzt ist, kann dies die reproduktive Gesundheit mehrerer zukünftiger Generationen schädigen.
  • Der Homo sapiens erfüllt bereits den Standard des U.S. Fish and Wildlife Service, um als gefährdete Art zu gelten.

Dr. Shanna Swan ist Professorin für Umweltmedizin und Public Health an der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Hospital in New York und befasst sich seit über 20 Jahren mit dem weltweiten Rückgang der Spermienzahl und dem Einfluss von Umweltchemikalien und Pharmazeutika auf die Entwicklung der Fortpflanzungsorgane und Neuroentwicklung. Sie und ihr Team haben auf Grund ihrer Forschungen bereits viel Aufmerksamkeit erlangt, vor allem mit ihrer 2017 erschienenen Studie zum Thema „Zeitliche Trends bei der Spermienzahl: eine systematische Überprüfung und Meta-Regressionsanalyse“.

Shanna Swan stieß erstmals Anfang der 90er auf das Thema verminderte Spermienqualität, als sie sich mit einer dänischen Studie auseinandersetzte, die zu dem Ergebnis kam, dass sich „in den letzten 50 Jahren […] die Samenqualität dramatisch verschlechtert“ hatte. Swan kommt in ihrem Buch, das gerade auf Deutsch erschienen ist, zu einem ähnlichen Ergebnis. Die Spermienzahl bei Männern ist seit den 70er Jahren um 50% gesunken, Frauen haben unter immer mehr Fehlgeburten wie auch sinkender Fruchtbarkeit zu leiden und Jugendliche müssten mit einer zu früh einsetzenden Pubertät klarkommen.

Verantwortlich für diese einschneidenden gesundheitlichen Folgen ist unser moderner „Lifestyle“. Gemeint sind damit vor allem Umweltgifte, genauer gesagt Kunststoffe und Chemikalien. 

Seit den 1950ern steigen die Gefahren und Konsequenzen durch die Chemikalien Verschmutzung stetig an. Trotz bekannter gesundheitlicher und ökologischer Folgen ist keine Besserung in Sicht und die Chemikalienproduktion soll bis 2030 noch einmal verdoppelt werden. Gefährliche Chemikalien, wie zum Beispiel endokrin wirkende Stoffe (EDCs) befinden sich in vielen Alltagsprodukten und werden mit einer Zunahme an Krankheiten wie hormonbedingten Krebsarten, Diabetes oder Verhaltens- und Entwicklungsstörungen in Verbindung gebracht. Und nicht zu vergessen: Unfruchtbarkeit, genauer gesagt reproduktive Störungen. Alle Menschen sind davon betroffen, wenn auch auf unterschiedliche Weise. 

Das Problem ist allerdings viel größer als „nur“ unsere geschlechtliche Entwicklung. Durch giftige Chemikalien ist die Gesundheit mehrerer künftiger Generationen beeinflusst. Auch verschiedenen Tierarten sind der reproduktiven Entwicklung und den gesundheitlichen Schäden durch Chemikalien schutzlos ausgesetzt.

Sterben wir bald aus?

Das Aussterben der Menschheit ist immer noch zu verhindern, so Swan. Es gibt viele Tipps, wie Menschen den Kontakt zu gefährlichen Chemikalien meiden können. Ein erster Schritt ist bei Produkten wie Lebensmitteln, Kosmetika oder Körperpflege auf Biosiegel zu achten und sich auf Verbraucher*innenseiten zu informieren. Viel wichtiger ist jedoch, dass Konzerne, die giftige Chemikalien herstellen und benutzen, endlich Verantwortung übernehmen und die Politik für einen vollständigen und längst überfälligen Schutz sorgt. 

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